Videokonferenzen mit der Vision Pro – Spielerei oder echter Mehrwert?

Die Vision Pro ist unterhaltsam – aber eignet sich die Mixed-Reality-Brille auch für Business-Meetings? Die Branchengrößen stehen in den Startlöchern.

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Vision Pro mit Komponenten

(Bild: Apple)

Update
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Benjamin Pfister

Direkt zur Einführung der Vision Pro integrieren bereits die großen Anbieter, wie Microsoft mit Teams, Cisco mit Webex und Meetings von Zoom ihre Kollaborationstools in Apples Mixed-Reality-Headset. Während viele der über 600 Apps als Spielerei gelten dürfen, bieten sich in der direkten Interaktion und Kommunikation interessante Anwendungsfälle im hybriden Office-Betrieb. Ob das die Arbeitgeber davon abhält, ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Office zu holen?

Die von Apples selbst als Spatial Computing bezeichnete AR/VR-Brille kann digitale Inhalte in reale Räume bringen oder virtuelle Räume abbilden. Die Navigation erfolgt über die Augen, Hände und über Sprache. So soll die Vision Pro auch bei hybriden Meetings eine bessere Teilhabe von entfernt arbeitenden Mitarbeitern ermöglichen. Für die gesamte Dauer eines Arbeitstags ist die Vision Pro aufgrund ihres Gewichts von 600 bis 650 Gramm sowie der beschränkten Praktikabilität des extern liegenden und über Kabel verbundenen Akkus weniger vorteilhaft.

Die eigentlichen Vorteile spielt sie nicht bei klassischen Office-Anwendungen aus, obwohl Microsoft seine Apps für Microsoft Teams, Word, Excel, PowerPoint, Outlook, OneNote und Loop bereits im App Store in visionOS bereitstellt. In Kollaborationstools dürfte die Brille eher punkten. Das offensichtliche Ziel: ohne große Konferenztechnik in einem speziellen Raum mit Kollegen oder Kunden in Lebensgröße natürlicher interagieren zu können. Anwender können Meetings im visionOS genannten Betriebssystem auch von einem kleinen MacBook-Display in die Vision Pro holen und vergrößern, falls dies beispielsweise bei der gemeinsamen Betrachtung von freigegebenen Inhalten in Meetings nötig ist.

Eine Teams-Konferenz kann auch mit der Vision Pro wie gewohnt funktionieren und übersichtlich bleiben.

(Bild: Microsoft)

Cisco Webex kann beispielsweise sowohl Meeting-Teilnehmer als auch freigegebene Dokumente in angenehm lesbarer Größe darstellen. Zudem bietet es einen nahtlosen Wechsel des Meetings zwischen der Vision Pro und dem Notebook oder Mobiltelefon. Dazu muss der Nutzer lediglich die Webex App für visionOS öffnen und den Teilnahme-Button drücken. Über eine Kalenderintegration erkennt Webex auch alle anstehenden Meetings. Daneben stehen die klassischen Funktionen – zum Beispiel die KI-basierte Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen oder die Echtzeitübersetzung – bereit.

Bei Videoanrufen stellen die Apps Teams, WebEx, Zoom und Facetime die Nutzer der Vision Pro als sogenannte Personas dar – als digitaler Zwilling. Darunter versteht man eine digitale Nachbildung der Nutzer, die sowohl die Handbewegung als auch Gesicht und Mimik in Echtzeit nachbilden, sodass es der Gegenpart im Telefonat sehen kann.

Planung eines Anschlussmeetings während einer bestehenden Webex-Konferenz, ohne den Sichtkontakt zu verlieren.

(Bild: Cisco)

Teams-Nutzer können ebenfalls ihre gewohnten Funktionen – also Meetings, Chat und Audio/Videoanrufe – über die Vision Pro führen. Bei der parallelen Bearbeitung von Dokumenten oder Tabellen lassen sich die Größen von weiteren Fenstern anpassen und verschieben.

Auch Zoom hat bereits eine App speziell für visionOS vorbereitet. Hier stehen ebenfalls Personas und Skalierungen bereit. Bis zu fünf Meeting-Teilnehmer können die Nutzer der Brille im Raum anpinnen, also die Kollegen oder Kunden nach Gusto sortieren. Selbst der Hintergrund des entfernten Teilnehmers lässt sich ausblenden, um ein realistischeres Meeting zu haben.

Aber bietet die Vision Pro einen echten Mehrwert für Business-Meetings? Schon wie beim iPhone könnte Apples Rechnung wie folgt aufgehen: Führungskräfte wollen ein solches Gerät erhalten und es zum Statussymbol machen – dem hohen Gewicht und verkabelten Akku zum Trotz. Denn selbst in schnöden Videokonferenzen bietet die Vision Pro ein vollkommen neuartiges Meeting-Erlebnis und bessere Teilhabe.

Update

Trotz der großen Ankündigungen von Microsoft zur Integration der 365-Dienste als App in der Vision Pro mehren sich nun Beiträge in Foren bei Microsoft und Reddit zur fehlenden Authenticator App von Microsoft für die Zweifaktor-Authentifizierung (2FA) auf VisionOS. Microsoft benennt auf seinen Webseiten, dass die 2FA auf einem separaten Gerät, wie einem Telefon, ausgeführt werden kann. Dies erscheint zunächst auch wesentlich sinnvoller. Trotzdem bemängeln einige Nutzer die fehlende Authenticator App. Zudem gibt Microsoft auch selbst an, dass Word, Excel, PowerPoint und Teams für die Apple Vision Pro nicht auf verwalteten Unternehmensgeräten unterstützt wird.

Somit verkommt die Vision Pro im Kontext von Microsofts 365-Apps zunächst zum teuren Spielzeug. Aktuell erhoffen sich viele Kunden eine Erweiterung in VisionOS 1.1.

(fo)