SpaceX statt Sojus: Elon Musk hilft OneWeb aus der Patsche

Durch den Ukraine-Krieg hatte OneWeb die Möglichkeit verloren, seine Internet-Satelliten von Kasachstan aus ins All zu bringen. Jetzt will SpaceX einspringen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen

(Bild: OneWeb)

Lesezeit: 3 Min.

Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX wird Satelliten des indisch-britischen Konkurrenten OneWeb ins All befördern. Drei Wochen, nachdem die geplanten Starts mit russischen Raketen vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan abgesagt wurden, eröffne sich damit wieder eine Möglichkeit, das eigene Satellitennetz zu vervollständigen, teilte OneWeb mit.

Damit hat die Isolierung Russlands nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Raumfahrtbranche für eine unerwartete Kooperation gesorgt. "Wir danken SpaceX für deren Unterstützung", erklärte OneWeb-CEO Neil Masterson. Noch in diesem Jahr soll der erste Start einer SpaceX-Rakete mit OneWeb-Satelliten erfolgen. Weitere Einzelheiten der Zusammenarbeit sind bisher nicht bekannt.

OneWeb will ähnlich wie SpaceX ein Satelliteninternet aufbauen, dafür aber nur wenige hundert Satelliten in eine Umlaufbahn bringen. Während Starlink von SpaceX vor allem auf private Nutzerinnen und Nutzer zielt, will OneWeb primär Firmen und Regierungen, aber auch die See- und Luftfahrt mit schnellen Internetanschlüssen rund um den Globus versorgen. Anfang 2020 war das Unternehmen in die Insolvenz geraten und schließlich unter anderem mit britischem Steuergeld gerettet worden.

Von mehreren Projekten, die ähnliche Satelliten-Konstellationen für die Internetversorgung planen, sind OneWeb und SpaceX einzigen Unternehmen, die schon mit dem Aufbau ihrer Netze begonnen haben.

Für den Start der eigenen Satelliten hatte OneWeb russische Sojus-Raketen für mehr als eine Milliarde US-Dollar gebucht. Beim letzten erfolgreichen Start von Baikonur sind am 10. Februar 34 Satelliten ins All gebracht worden. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war zunächst unklar, wie es mit den OneWeb-Satelliten weitergehen würde.

Während das Unternehmen zunächst an einem für Anfang März geplanten Start festhielt, stellte Russlands Raumfahrtagentur plötzlich Bedingungen. OneWeb sollte zusichern, dass die Satelliten nicht für militärische Zwecke genutzt würden. Zudem sollte der britische Staat seine Anteile verkaufen. OneWeb kam den Forderungen nicht nach und setzte stattdessen alle geplanten Starts aus.

Mit dem Wechsel zu SpaceX scheint jetzt sicher, dass Russland den lukrativen Auftrag komplett verloren hat. In den vergangenen Wochen war bereits überdeutlich geworden, wie wertvoll das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk für die gesamte Branche angesichts der Isolierung Russlands geworden ist. Vor den erfolgreichen bemannten Missionen von SpaceX konnte nur Russland Menschen zur Internationalen Raumstation ISS und wieder zurückbringen.

Diese Alleinstellung hätte Russland ausnutzen können. Da die USA und Europa nun aber eine eigene Möglichkeit haben, Menschen ins All zu fliegen, sind beide Seiten beim ISS-Betrieb in vergleichbarem Maßstab aufeinander angewiesen; noch klappt die Zusammenarbeit.

(mho)