WWW-Erfinder gründet Web Foundation

Die von Tim Berners-Lee gegründete Netzstiftung soll ab dem kommenden Jahr wichtige Informationen und Hilfestellungen in die damit schlechter versorgten Regionen dieser Erde bringen.

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Von
  • Detlef Borchers

Tim Berners-Lee, der Erfinder des Hypertext-Systems WWW, hat in einer Rede die Gründung der Web Foundation angekündigt. Die gemeinnützige Stiftung soll zunächst Projekte unterstützten, die sich mit dem Nutzen des World Wide Web für schlecht versorgte Gebiete beschäftigt und beispielsweise freie medizinische Informationen oder Ernährungsratgeber aufbauen. Die Web Foundation soll Anfang 2009 ihre Arbeit aufnehmen und ist derzeit mit einer Spende von 5 Millionen Dollar ausgestattet, die über fünf Jahre von der Knight Foundation bereitgestellt wird.

In seiner Rede betonte Berners-Lee, dass die helfende Rolle des World Wide Web in ärmeren Ländern gern betont werde, es aber nur wenig Anhaltspunkte dafür gebe, was die Bevölkerung wirklich wissen will. Die Web Foundation soll dies systematisch erforschen und die benötigten Informationen frei von kommerziellen Interessen zur Verfügung stellen. Als Beispiel nannte Berners-Lee sinnvolle medizinische Informationen, die frei von allem Werbemüll von Jedermann abrufbar sind. Weiter wollte sich Berners-Lee nicht festlegen. Was wirklich gebraucht werde, müsse in den schlecht versorgten (underserverd, nicht underdeveloped, d.Ü.) Gebieten selbst festgelegt werden. "Wenn die Stiftung nur all die Dinge realisieren kann, die ich mir vorstelle, dann sind wir gescheitert."

Unter Bezug auf den Start der Protonenexperimente am Genfer CERN verwies Berners-Lee auf die einmalige Chance, die er zwischen den Projekten am CERN gehabt habe, seine Ideen vom WWW zu entwickeln. Insbesondere sei er froh, dass es ihm und seinen Kollegen Robert Caillau gelungen sei, die Leitung des CERN davon zu überzeugen, dass das WWW-Wissen lizenzfrei weitergegeben wurde. "Wären wir damit gescheitert, würde es heute nicht das Web geben." Ebenso frei wie das World Wide Web Konsortium die Web-Standards festlege oder wie die Web Science Research Initiative die technische Forschung vorantreibe, müsse die Web Foundation ihr Ziel verfolgen, Informationen und Hilfen bereitzustellen, die den Menschen und nicht den Konzernen dienen.

Bereits für die vorbereitenden Arbeiten an der Web Foundation hatten Berners-Lee und sein Team eine Spende von 200.000 Dollar von der US-amerikanischen Knight Foundation erhalten, einer Stiftung, die seit 1940 den Journalismus und die Meinungsfreiheit fördert. Dementsprechend konnte Berners-Lee seine Grundsatzrede zur Web Foundation im Newseum halten, das ebenfalls von der Knight Foundation bezuschusst worden war. Die Freiheit, ohne Kontrolle und Bevormundung an (über)lebenswichtige Informationen zu kommen, sei der gemeinsame Nenner zwischen beiden Stiftungen, sagte Knight-Geschäftsführer Alberto Ibarguen in seiner Rede. Er hoffe, dass weitere Stiftungen und Initiativen mit Spenden und Zuschüssen die Arbeit der Web Foundation fördern werden. (Detlef Borchers) / (vbr)