WWW: Tracking-Methoden werden brutaler, Browser-Hersteller schauen weg

Seite 4: "Schlechter Datenschutz gefährdet Demokratie"

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Motivation für seine Datenschutz-Forschung zieht Narayanan unter anderem aus der Sorge um die Demokratie: "Schlechter Datenschutz ist ein Problem für die Demokratie", betonte er bei einem Vortrag auf der Konferenz Usenix Enigma 2018. Denn gerade der private Meinungsaustausch im kleinen Rahmen ermögliche die Weiterentwicklung der Wertehaltungen der Gesellschaft.

Szene einer Pride-Parade in Halifax, Neuschottland

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Öffentlicher Widerspruch zu vorherrschenden Gesellschaftsnormen werde regelmäßig mit Ächtung und Ausgrenzung geahndet. Beispielsweise hätten die Fortschritte bei der Gleichstellung Homosexueller ihre Basis in vielen nicht-öffentlichen Diskussionen und Erfahrungsaustäuschen. Ohne Privatsphäre hätte dieser Prozess womöglich nie stattgefunden. "Das Web wird dazu genutzt, die Gesellschaft zu beeinflussen", erinnerte Narayanan, "Da können die Browser-Hersteller nicht vermeiden, Partei zu ergreifen."

Zentrales Element Narayanans Forschung ist das Web Transparency & Accountability Project (WebTAP) seiner Universität. Die zugrundeliegende Software heißt OpenWPM (Open Web Privacy Measurement) und ist als Open Source verfügbar (Lizenz GNU GPLv3). Mit dieser Software kann jedermann große Mengen an Webseiten abklappern und auf Tracking und andere Datensammel-Methoden überprüfen.

Zu den Testmethoden gehören auch Script-Köder: Dabei werden browserseitig Eingabefelder in Webseiten gesetzt, die vom Webmaster nicht vorgesehen waren. Das aktiviert Scripte, die unspezifisch auf bestimmte Eingabefelder wie zum Beispiel "username", "password" oder "e-mail" warten, um solche Daten zu ernten.

[Update 21.02.2018 – 10:20 Uhr] Die Studie zum Canvas Fingerprinting ist von 2014, darauf wurde hingewiesen. Ligatus setzt nach eigenen Angaben nicht mehr darauf, das wurde ergänzt. (ds)