Während Prozess gegen FTX-Chef: Gestohlenes Kryptogeld wird wieder verschoben

Während des Zusammenbruchs von FTX waren der Kryptobörse fast 500 Millionen US-Dollar gestohlen worden. Nach monatelanger Pause sind die Diebe nun wieder aktiv.

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Kryptogeld-Münzen

(Bild: kitti Suwanekkasit/Shutterstock.com)

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Kurz bevor in New York das Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen FTX-Chef Sam Bankman-Fried begonnen hat und danach teilweise parallel zu dessen Gerichtsauftritten wurde Kryptogeld transferiert, das beim Kollaps der Kryptobörse gestohlen und monatelang nicht angerührt worden war. Das haben Experten für Blockchain-Analyse von Elliptic jetzt publik gemacht.

Insgesamt geht es demnach um 477 Millionen US-Dollar in verschiedenen Kryptowährungen, die parallel zum FTX-Kollaps entwendet worden waren. Die Beute sei dann mehrfach zwischen verschiedenen Kryptodiensten verschoben worden, um einen Zugriff von US-Behörden oder FTX zu verhindern, dann habe sich lange nichts getan. Erst parallel zum Gerichtsprozess seien die Diebe wieder aktiv geworden.

Das in den vergangenen Tagen erneut verschobene Kryptogeld war während des Zusammenbruchs von FTX erbeutet worden. Erst vor wenigen Tagen hat das US-Magazin Wired erklärt, wie FTX-Angestellte damals durch eine rasche Reaktion den darüber hinausgehenden Diebstahl von mehr als einer Milliarde US-Dollar in Kryptogeld verhindert haben. Laut den Analysen von Elliptic haben die unbekannten Diebe bei der Geldwäsche unmittelbar nach dem Diebstahl fast 100 Millionen US-Dollar verloren. Ein Teil sei derweil sogar durch einen Dienst geflossen, der zu FTX gehört hat. Seit Anfang Dezember 2022 sei die Beute dann nicht mehr angerührt worden, erst Ende September seien die Diebe wieder aktiv geworden. Eine starke Spur führt demnach nach Russland.

Möglich sei aber auch, dass FTX-Angestellte selbst hinter dem Diebstahl stecken, schreibt Elliptic, ein Verdächtiger wäre sogar Sam Bankman-Fried selbst. Immerhin hätten diese Zugang zu dem Kryptogeld und geplünderten Wallets. Am 4. Oktober sei aber ein Teil der Beute im Wert von 15 Millionen US-Dollar verschoben worden, während Bankman-Fried im New Yorker Gerichtssaal war. Dort kann er keine solche Transaktion veranlassen. Elliptic kann diese Transfers auf öffentlich einsehbaren Blockchains nachvollziehen. Die Firma weist derweil darauf hin, dass die Sicherheitsvorkehrungen bei FTX lasch gewesen seien, so seien private Schlüssel unverschlüsselt vorgehalten worden. Einmal seien wegen solcher Nachlässigkeiten umgerechnet 150 Millionen US-Dollar entwendet worden.

Bankman-Fried wird vorgeworfen, Gelder von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt und für persönliche Bereicherung genutzt zu haben. Der Prozess gegen ihn läuft seit Anfang Oktober und bislang sieht es nicht gut für ihn aus. Enge Vertraute wie seine ehemalige Lebensgefährtin Caroline Ellison kooperieren mit der Anklage und sagen gegen ihn aus. Der Angeklagte plädiert auf unschuldig. Nachdem er sich lange gegen Kaution zu Hause auf den Prozess hatte vorbereiten können, war er vor wenigen Wochen ins Gefängnis gesperrt worden, weil er versucht haben soll, sie als wichtigste Zeugin einzuschüchtern. Er hatte private Tagebücher von ihr an die New York Times gegeben.

Nachdem Ellison vor Gericht die Vorwürfe gegen Bankman-Fried bestätigt und Einblicke in seine Weltsicht gegeben hat, hat es die Verteidigung zuletzt verpasst, Zweifel an ihr zu schüren, schreibt The Verge. Das Kreuzverhör sei so schiefgelaufen, dass Bankman-Fried sichtlich unzufrieden gewesen sei. Zu einem Zeitpunkt habe es den Anschein gegeben, dass zwei Mitglieder der Jury eingeschlafen seien, schreibt das US-Magazin. Mehrfach habe es die Verteidigung versäumt, mögliche Argumentationen weiterzuverfolgen und schließlich musste sie sogar mitverfolgen, wie eine Audioaufnahme eines kompromittierenden FTX-Meetings vor der Jury abgespielt wurde. Die ist nun sogar öffentlich.

(mho)