Weiter Ärger mit Apples MobileMe

Noch immer läuft Apples kostenpflichtiger Internet-Dienst nicht rund: Seit Tagen klagen einzelne Benutzer über Ausfälle bei der E-Mail-Nutzung.

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Selbst Walt Mossberg, in den letzten Jahren eher als Apple-Freund bekannt gewordener IT-Großkritiker des "Wall Street Journal", hat von MobileMe die Nase voll: Der Dienst sei "zu fehlerbehaftet, um verlässlich zu sein". Nach einer Woche intensiver Tests könne er das Angebot deshalb nicht empfehlen, "zumindest nicht in seiner jetztigen Form", schrieb Mossberg am Mittwoch in seiner Kolumne. Das Web-Interface sei zu langsam, und manche Dienste funktionierten mit den von ihm verwendeten Dell-Rechnern "einfach nicht". Apple könne dies nur teilweise erklären.

Der einflussreiche Journalist ist nicht der einzige, der den Computerhersteller wegen seines Internet-Dienstes derzeit abwatscht. Seit Einführung des Nachfolgers des einst nur für Macintosh-Rechner gedachten Angebots .Mac vor knapp zwei Wochen – MobileMe bietet unter anderem E-Mail, Kalender, Fotospeicher und eine Online-Festplatte –, jagt ein Problem das nächste.

Erst war die Web-Komponente des Dienstes, der nun auch aktiv an Windows-Nutzer als Brücke zwischen Rechner und Handy vermarktet wird, kaum zu erreichen – Apple musste sich per E-Mail entschuldigen und versprach der Kundschaft, die für den Dienst immerhin 80 Euro im Jahr zahlt, eine kostenlose Aboverlängerung um einen Monat. Dann wurde bekannt, dass Apple seinen Mund mit dem Versprechen, MobileMe als echten Push-Dienst zu implementieren, etwas zu voll genommen hatte: Statt geänderte Inhalte direkt von iPhone, iPod touch oder Web auf die jeweiligen Client-Programme zu schieben, gibt es nun nur ein Synchronisationsintervall von 15 Minuten. Der ursprüngliche MobileMe-Slogan "Exchange for the rest of us" wurde klammheimlich zurückgezogen, die Website ohne Notiz geändert.

Zwischenzeitlich gab es dann außerdem noch ein Problem mit der Autorisierung von Kreditkarten bei Nutzern der MobileMe-Testversion: Apple reservierte bei den Kreditkartenfirmen für den jeweiligen Kreditkartenaccount zur Überprüfung der Daten statt dem üblichen einen Euro über 100, wie einige verdutzte Nutzer laut "ApfelTalk" auch in Deutschland feststellen mussten. Die Reservierung kann mehrere Wochen bestehen bleiben – wer seinen Kreditkartenrahmen bereits randvoll ausgeschöpft hat, kann vor der Freigabe dann nicht mehr mit Plastik bezahlen. Als kleines "Sorry" erhielten Betroffene nun immerhin eine Verlängerung der Testphase um 30 Tage auf insgesamt 120.

Doch auch jetzt läuft MobileMe noch nicht rund. Letztes verbliebenes Problem ist die E-Mail-Komponente des Dienstes. Seit Tagen klagen Nutzer in den Apple-Diskussionsforen über ausbleibende elektronische Post, Verbindungsfehler bei der Server-Abfrage und beim Postversand ("Connection Failed") und das Problem, auf den E-Mail-Dienst im Web nicht zugreifen zu können – statt neuer Nachrichten zeigt der Browser eine leere Fläche.

Laut MobileMe-Systemstatus seien derzeit "1 Prozent der Nutzer" von E-Mail-Zugriffsproblemen betroffen. Auf Nachfrage hört man von Apple-Mitarbeitern, dass es offenbar zu Ausfällen bei einzelnen Servern gekommen sei. Das Ingenieurteam sei vor Ort, man könne jedoch noch keinen Zeitrahmen nennen. In einem Supportdokument heißt es nur, Apple wisse, dass es sich um ein "ernsthaftes Problem" handle, für das man sich entschuldige. "Wir arbeiten hart daran, den Dienst wiederherzustellen." Betroffen sei MobileMe-Webmail, aber auch der Zugriff mittels Apple Mail auf dem Mac und Microsoft Outlook auf dem PC. Erstmals festgestellt habe man den Fehler am vergangenen Freitag.

Noch ist unklar, wie viele MobileMe-Kunden tatsächlich betroffen sind. Die von Apple angegebenen "1 Prozent" machen sich in den Diskussionsforen jedenfalls lautstark bemerkbar. "Seit sieben Tagen habe ich nun schon keine neuen Mails erhalten", schreibt ein Nutzer aus Portugal. Ein anderer schlägt vor, ein "1-%-T-Shirt" mit Slogans wie "BrokenMe" zu drucken. Wer wann betroffen ist, scheint ein Zufallsprinzip zu entscheiden: Während am Donnerstag erste Nutzer meldeten, wieder Zugriff auf ihre Post erhalten zu haben, meldeten andere, die die letzte Woche über problemfrei geblieben waren, dass nun auch bei ihnen der Dienst nicht mehr funktioniere. (bsc)