Yahoo-CEO muss nach Titel-Affäre seinen Hut nehmen

Dem erst vor vier Monaten von Paypal an die Spitze von Yahoo geholten Scott Thompson wird sein geschönter Lebenslauf zum Verhängnis.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 85 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Nun ist es offiziell: Nach nur gut vier Monaten an der Spitze des Internetkonzerns Yahoo tritt Scott Thompson ab. Ein geschönter Lebenslauf hat ihn zu Fall gebracht. Thompson habe das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen, erklärte Yahoo am Sonntag ohne weitere Erläuterungen. Die sonst üblichen Abschiedsworte und guten Wünsche für den weiteren Lebensweg fehlen in der Mitteilung.

Mehrere Medien hatten bereits über das nahende Ende von Thompsons Karriere bei Yahoo berichtet. Der einstige große Hoffnungsträger des schwächelnden Internetkonzerns steht seit Tagen unter Dauerfeuer des Großaktionärs Daniel Loeb, weil in seinem offiziellen Lebenslauf ein Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften aufgeführt war, den er gar nicht hat. Bis heute hat sich Thompson dazu nicht öffentlich erklärt.

Der fürs Werbegeschäft von Yahoo zuständige Ross Levinsohn übernimmt nun den Chefposten, allerdings ausdrücklich nur als Zwischenlösung. Auch im Verwaltungsrat gibt es mehrere Abgänge, unter anderem übergibt der Vorsitzende Roy Bostock sein Amt an Fred Amoroso. Großaktionär Loeb, der über seinen Hedgefonds Third Point 5,8 Prozent an Yahoo hält, zieht nach dem gewonnenen Machtkampf mit zwei Vertrauten in das Gremium ein und kann damit künftig die Geschicke des Konzerns mitbestimmen.

Es ist schon der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs binnen weniger Monate. Thompson war erst zu Jahresbeginn angetreten. Seine Vorgängerin Carol Bartz war gefeuert worden, weil sie es nicht geschafft hatte, den Umsatzschwund zu stoppen. Yahoo steht in scharfer Konkurrenz zu Google und Facebook bei der lukrativen Werbung im Internet. Thompson, ein ehemaliger Ebay-Manager, konnte indes erste Erfolge vorweisen. Umso stärker dürfte eine Hängepartie bei der Suche nach einem dauerhaften neuen Chef das Unternehmen treffen. (vbr)