Zinsen, Konjunktur, Weltpolitik: 2023 noch weniger Geld für deutsche Start-ups

Im vergangenen Jahr haben Start-ups aus Deutschland nur noch gut sechs Milliarden Euro an Kapital eingesammelt, zwei Jahre vorher waren es fast dreimal so viel.

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(Bild: fotoinfot/Shutterstock.com)

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Die Investitionen in deutsche Start-ups sind im vergangenen Jahr noch einmal um 39 Prozent gesunken, sechs Milliarden Euro haben junge Firmen insgesamt eingesammelt. Das hat die Unternehmensberatung EY ermittelt und spricht von einem anhaltenden Sinkflug. Es gebe aber Hoffnung am Horizont. So sei das Finanzierungsvolumen im zweiten Halbjahr nur noch unwesentlich unter das aus den ersten sechs Monaten gesunken, außerdem gebe es einen regelrechten Boom bei KI-Firmen. Gleichzeitig sei der Vorsprung von Berlin weiter gesunken, der Marktanteil der Hauptstadt bei den Start-ups fiel demnach von 50 auf 39 Prozent. Mit inzwischen 29 Prozent folgt Bayern auf dem zweiten Rang vor Baden-Württemberg (12 Prozent).

Insgesamt habe sich im Krisenjahr 2023 gezeigt, dass nicht alle Branchen gleichermaßen betroffen sind, heißt es bei EY. Während KI-Start-ups vom Boom profitieren und die Investitionen um 38 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigern konnten, hielten sich Start-ups aus dem Bereich Energie und E-Commerce zumindest stabil. Teilweise deutlich nach unten ging es dagegen in den Bereichen Mobility (- 60 Prozent), Fintech (- 62 Prozent), Health (- 50 Prozent) und SaaS beziehungsweise Software as a Service (- 52 Prozent). Auch vor dem Hintergrund der ungewissen Zukunft bei der Zinspolitik und der konjunkturellen Entwicklung hätten sich viele Start-ups auf Brückenfinanzierungen konzentriert. Große Neuinvestitionen wurden dagegen aufgeschoben.

Verantwortlich für den anhaltenden Einbruch bei den Investitionen in deutsche Start-ups ist demnach auch der deutliche Rückgang von großen Deals mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro. Habe es davon 2021 insgesamt 33 gegeben und im Folgejahr immerhin noch 19, so waren es 2023 nur noch acht. Mit 463 Millionen Euro ging die größte einzelne Summe Risikokapital demnach an das KI-Unternehmen Aleph Alpha aus Baden-Württemberg, und damit überhaupt erst zum zweiten Mal seit Erhebungsbeginn nicht nach Berlin. Insgesamt wird der Abstand zum Rekordjahr 2021 derweil immer größer. Damals lag die Investitionssumme mit 17,4 Milliarden Euro fast viermal so hoch wie zwei Jahre später. EY meint aber, dass die Talsohle wohl erreicht ist.

(mho)