Zugekaufte Firmen stützen Microsofts Umsatz

Übernahmen wie Nokias Endgerätesparte und des Minecraft-Betreibers Mojang treiben Microsofts Umsatz. Also geht Microsoft weiter einkaufen. Clouddienste laufen gut, das Lizenzgeschäft nicht.

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Nokia-Handy mit Windows Phone

Der Umsatz von Microsofts Handysparte ist größer, als der Umsatzzuwachs des Gesamtkonzerns. Ohne Lumia- und Nokia-Handys hätte Microsoft also weniger umgesetzt, als vor einem Jahr.

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Inhaltsverzeichnis

Ohne die zugekaufte Handy-Sparte Nokias wäre Microsofts Umsatz im zweiten Quartal des Finanzjahres 2015 gesunken. Diese Sparte namens Phone Hardware, die im Vergleichsquartal des Vorjahres noch nicht bestand, hat 2,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Gleichzeitig ist der Konzernumsatz um weniger als zwei Milliarden Dollar gewachsen.

10,5 Millionen Smartphones und knapp 40 Millionen einfachere Handys verkaufte Microsoft im Weihnachtsquartal.

(Bild: Microsoft)

Aber Phone Hardware ist die kleinste der sechs geschäftlich aktiven Sparten Microsofts. Die drei größten Bereiche mussten allesamt Umsatzrückgänge verzeichnen: Commercial Licensing (nunmehr 10,7 Milliarden Dollar), Devices and Consumer Licensing (4,2 Milliarden) und Computing and Gaming Hardware (4 Milliarden). Neben Phone Hardware legten die beiden "Sonstiges"-Sparten zu: Commercial Other (nunmehr 2,6 Milliarden) sowie Devices and Consumer Other (2,4 Milliarden).

Die Einnahmen aus Office-Lizenzen sind im Verbrauchermarkt um 25 Prozent gefallen, im Geschäftskundenmarkt um 13 Prozent. Das hat drei Gründe: Der Upgrade-Trubel von Windows XP auf WIndows 7 ist vorbei, was nicht überrascht. Das Ende von Windows XP bedeutete aber das Ende für viele PCs, was schlecht ist für Microsoft. Und wer doch einen PC zu bestücken hat nimmt immer häufiger statt einer Microsoft-Office-Lizenz eine andere Office-Suite oder ein Abonnement für Office 365. Letzteres dürfte sich für Microsoft langfristig auszahlen, tut kurzfristig aber weh.

Die Einnahmen aus dem Verkauf von Windows-OEM-Lizenzen sind um 13 Prozent gefallen. Microsoft kämpft mit Rabatten um Marktanteile. Im Bildungsbereich hofft Microsoft, sich die nächste Generation an Kunden zu sichern. Hersteller kleiner Tablets bekommen Windows gratis, sonst hätte es keine Chance gegen Android. Und bei billigen Laptops soll der OEM-Preis um 70 Prozent von 50 auf 15 Dollar gefallen sein. Hier hinterlassen die Verkaufserfolge der Chromebooks Spuren.

Das Ativ S ist eines der wenigen Windows-Phone-Modelle von Samsung, dem Weltmarkführer bei Smartphones.

(Bild: Samsung)

Drastisch nimmt sich der Umsatzrückgang bei Lizenzen für das Betriebssystem Windows Phone aus: Minus 61 Prozent. Das trügt insofern, als Nokia im Vergleichsquartal des Vorjahres 650 Millionen US-Dollar für ebensolche Lizenzen zahlen musste. Nokias Handysparte ist inzwischen ein Teil Microsofts geworden, weshalb ähnliche Überweisungen aus Finnland ausbleiben.

Es ist Microsoft aber auch nicht gelungen, das durch Lizenzierungen an andere Hersteller auch nur annähernd auszugleichen. Windows Phone führt bei den großen Handymarken, wenn überhaupt, ein Dasein in der Nische. Eine Änderung ist nicht in Sicht. In Summe fielen die Einnahmen im Bereich Devices and Consumer Licensing um 25 Prozent auf 4,17 Milliarden Dollar. Die Bruttomarge sank um 22 Prozent auf 3,9 Milliarden.

Microsofts Xbox One war im US-Weihnachtsgeschäft die meistverkaufte Spielekonsole. Dieser Erfolg kam Microsoft aber teuer, gelang er doch nur durch deutliche Preisnachlässe. Der Umsatz mit Xboxen schrumpfte um 20 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar.

Freude hat man in Redmond mit Surface: Das neue Surface 3 und Surface-Zubehör hievten den Umsatz um 24 Prozent nach oben. Hier kamen 1,1 Milliarden Dollar herein. Das reichte aber nicht aus, um den Xbox-Einbruch wettzumachen. Insgesamt schrumpfte der Bereich Computing and Gaming Hardware um elf Prozent auf vier Milliarden Dollar. Die in diesem Segment traditionell geringe Bruttomarge stieg um 12 Prozent auf 460 Millionen Dollar.

Commercial Licensing stemmt alleine 40 Prozent des Konzernumsatzes. Microsoft musste seine Preise quer durch die Bank senken. Das zahlte sich bei Lizenzen für Server-Software (SQL Server, Windows Server, System Center) aus, wo der Umsatz um sieben Prozent zulegte. Auch Volumen-Lizenzen für Windows brachten nach einer Preissenkung ein bisschen mehr ein.

Der fallende Umsatz mit Office-Lizenzen für Geschäftskunden führte aber die gesamte Sparte ins Minus. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar. Davon blieben 9,9 Milliarden als Bruttomarge (minus 1,5 Prozent). Die Bruttomarge liegt also, genau wie bei den Verbraucherlizenzen, bei über 90 Prozent des Umsatzes.

Grund zur Freude haben Aktionäre, wenn sie die beiden "Other"-Sparten betrachten: Der Umsatz von Commercial Other schnellte um 46 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar, die Bruttomarge gar um 117 Prozent auf 900 Millionen. Office 365 für Businesskunden, Azure und Dynamics CRM Online heißen hier die Zugpferde.

Devices and Consumer Other setzte 30 Prozent mehr um. Die Bruttomarge wuchs mit 14 Prozent langsamer, aber doch. Besonders im Spielesegment geht es aufwärts: Hauseigene Spiele, darunter das zugekaufte Minecraft, wuchsen um 79 Prozent, und Xbox Live legte 42 Prozent zu. Doch auch die Office-365-Abos (plus 30 Prozent in Stückzahlen) und Werbeeinnahmen rund um Suchergebnisse (plus 23 Prozent Umsatz) trugen das Ihre bei.

"Das Gemeinsame an diesen Akquisitionen sind die fortgeschrittenen Datenanalyse- und Machine-Learning-Fähigkeiten, die mit zunehmender Nutzung durch Kunden noch besser werden", erläuterte Microsoft-Chef Satya Nadella (Archivbild) Montagabend.

(Bild: dpa, Microsoft)

Der erstarkende Dollar-Kurs setzt Microsofts laufendes Geschäft unter Druck. Im Ausland erzielte Profite bringen einfach weniger Dollar ein. Andererseits werden Übernahmen ausländischer Unternehmen billiger. Und es waren ja gerade Zukäufe wie jener der Nokia-Handysparte oder der Kauf des Minecraft-Betreibers Mojang, die Microsofts Umsatz zuletzt beflügelt haben.

Wen wundert es also, dass Microsoft weiter einkauft: Dazu gehörten in den letzten Wochen neben der Übernahme von Revolution Analytics, der Zukauf der Stuttgarter App-Testing-Plattform HockeyApps, die Einverleibung der israelischen Firma Aorato, die Nutzerverhalten analysiert, der Erwerb des israelischen Textanalyse-Spezialisten Equivio sowie des E-Mail-App-Anbieters Accompli. (ds)