Zugsicherungssystem: 340 Streckenkilometer in Deutschland haben ETCS

Die Bundesregierung hat der Linken Auskunft über den Stand der Ausrüstung mit dem Zugsicherungssystem gegeben. Die Linken sind skeptisch.

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Darstellung der DB des ETCS Level 2. Level 3 funktioniert analog zu Level 2, jedoch kann hier auf die streckenseitige Gleisfreimeldung verzichtet werden.

(Bild: Deutsche Bahn)

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In Deutschland sind bisher 340 Streckenkilometer mit dem Zugbeeinflussungssystem European Train Control System (ETCS) ausgerüstet. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke hervor. Bis 2025 sollen weitere 446 Streckenkilometer folgen. Eine Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Bund und der Deutschen Bahn AG sehe weitere Grenzübergänge, Grenzanschlussstrecken und Lückenschlüsse sowie den deutschen Anteil des TEN-Korridors Rhein-Alpen für eine Realisierung einer ETCS-Ausrüstung vor.

Der Zug gehört in Deutschland zwar zu den sichersten Transportmitteln, dennoch kommt es im Schienenverkehr immer wieder zu Zwischenfällen. Vor diesem Hintergrund wurde vor sechs Jahren das ETCS eingeführt und wurde zuerst auf der Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle installiert. Fahrtinformationen bekommen Triebwagenführer nicht mehr über Außensignale angezeigt, sondern ausschließlich in Form von Datentelegrammen, die direkt in den Führerstand übermittelt werden. Die Technik soll innerhalb der DB und auch europaweit Eisenbahntechnik vereinheitlichen.

Neben der seinerzeit zuerst ausgerüsteten Strecke sind inzwischen auch die Abschnitte Nürnberg-Erfurt, der Knoten Erfurt und die Strecke Erfurt-Eisenach mit ETSC Level L2 ausgerüstet. Dazu kommen 21 deutsches Streckennetz von Schweizer Grenzbetriebsstrecken mit Level L1 LS. Die geplanten 446 km sollen ETCS Baseline 3 bekommen.

Das System ist Teil der allgemeinen Digitalisierung der Deutschen Bahn. Die Linke sieht es allerdings skeptisch und verweist dabei auf Erfahrungen im Ausland. Die Schweizer Bundesbahnen (SBB), die deutlich weiter mit der ETCS-Ausrüstung seien als die DB, hätten 2016 angemerkt: "Der 2011 erwartete Nutzen von ETCS Level 2 bezüglich Kapazität, Sicherheit und Kosten kann heute nicht bestätigt werden."

Die Bundesregierung erläutert in ihrer Antwort , vor einer Entscheidung über die weitere Ausrüstung des bundeseigenen Schienennetzes habe sie 2018 in einer Machbarkeitsstudie die technischen und wirtschaftlichen Vorteile einer Umstellung der gesamten Leit- und Sicherungstechnik des bundeseigenen Schienennetzes auf digitale Stellwerke (DSTW) und ETCS bis 2040 prüfen lassen. Danach entstehe ein wirtschaftlich positiver Gesamtnutzen auch gegenüber Alternativen. Der Gutachter habe daher empfohlen, das Schienennetz flächendeckend mit ETCS und DSTW auszurüsten.

Die Bestandstechnik in der Schweiz sei im Schnitt jünger und moderner als in Deutschland. Die Trassenkapazität sei höher, sodass die Gewinne durch ETCS Level 2 bis hin zu Null ausfielen. Außerdem sei die Schweiz bereits flächendeckend mit ETCS Level 1 Limited Supervision ausgerüstet, erläutert die Bundesregierung. Also würden die Schweizer Erfahrungen mit ETCS Level 1 LS hierzulande analysiert, bei ETCS Level 2 seien die Ausgangsbedingungen der Schweiz andere als hierzulande.

(anw)