c't 3003: Keno scheitert in Elden Ring (und liebt es)

Der Hype ist fast so groß wie der Schwierigkeitsgrad: c’t 3003 versucht sich an Elden Ring – und scheitert hart.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Das Open-World-Spiel Elden Ring ist zurzeit in aller Munde. c't 3003 hat sich das Ganze mal genauer angeschaut.


Transkript des Videos:

In diesem Video machen wir mal etwas komplett anderes. Ich wage mich an das in den Himmel gelobte und fies schwere Elden Ring ohne jemals einen der vorherigen Souls-Teile länger gespielt zu haben. Das könnte also ziemlich bisschen peinlich werden.

Ganz ehrlich: Ich habe richtig Bock, weil mich der Hype natürlich auch nicht kaltlässt – aber ich habe auch richtig Panik, weil alle immer nur davon reden, wie schwer das Spiel ist. Glücklicherweise greift mir mein Kollege und Souls-Fan Şahin unter die Arme, damit ich nicht komplett den Verstand verliere.

Bleibt dran!

Achja: Wir zeigen nur Szenen aus dem ersten Gebiet, es besteht also keine Spoilergefahr.

Und bevor es losgeht mit Elden Ring, ein kurzer Hinweis: Ich suche Kolleginnen und Kollegen! Bei c't und bei Heise sind etliche Stellen frei, klickt doch mal auf den Link in der Beschreibung und schaut, ob in der Liste ein interessanter Job für euch dabei ist. Ich würde mich freuen, vielleicht bald mal jemanden von euch bei uns zu sehen!

So. Elden Ring. Wenn ihr euch jetzt denkt: Hä, ist c't 3003 jetzt auch so‘n Gaming-Channel oder was? Wo sind die nerdigen Hardware- und Software-Themen? Keine Angst, das wird hier kein Gaming-Kanal, aber hin und wieder mal ein Spiel; das gehört für mich zur Digitalkultur. Vor allem aber habe ich wahrscheinlich einfach FOMO, weil ich Angst habe, das Spiel des Jahrzehnts zu verpassen. Es ist einfach so krass, wie sich die Leute mit Lobeshymnen und Liebesbekundungen für das Spiel überschlagen!

Für diejenigen, die die letzten Wochen unter einem Stein gelebt haben: Elden Ring ist das neuste Spiel vom japanischen Spieleentwickler From Software. Dieser ist unter anderem bekannt für die Souls-Spiele, die sich durch ihren hohen Schwierigkeitsgrad, aber auch durch fantastisches Level- und Art-Design sowie epische Bosskämpfe in einer zum Schneiden dichten Atmosphäre auszeichnen.

Am Grundgerüst hat sich seit "Demon Souls" aus dem Jahre 2009 nicht viel verändert: Der Fokus liegt auf den Kämpfen; man blockt oder weicht Angriffen aus, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Das alles kostet Ausdauer. Ist diese leer, naja, dann hat man ein Problem.

Elden Ring ist nun der geistige Nachfolger der Souls-Reihe und erweitert das bekannte Spielprinzip um eine gigantische Open World, welche vollgestopft ist mit Geheimnissen, weirden Gegnern, Bossen, Items und ...äh, sprechenden Töpfen?

Aber naja, ich muss sagen: Ich hab richtig Bock! Das hatte ich bei From-Software-Spielen allerdings schon öfter, beispielsweise beim Demon-Souls-Remake von 2020. Das Problem ist: Diese Spiele verwirren mich einfach komplett. Ständig findet man komische Items mit kryptischen Beschreibungen wie etwa "Zwischenlandrune". Was zum Geier soll das sein? Nennt mich gerne Noob, aber wegen dieser Planlosigkeit habe ich leider immer wieder die Lust verloren. Ja, ok, und weil ich es zum Beispiel in "Bloodborne" ein einziges Mal geschafft habe, zu einem Boss zu kommen; ich auf dem Weg zu diesem Boss aber ungefähr 8 Millionen mal gestorben bin – und mich der Boss natürlich mit einem Schlag gekillt hat; und ich dann die ganze Nummer nochmal von vorne spielen musste! Komplett keinen Bock drauf gehabt, Spiel nie wieder angemacht.

Bei Elden Ring will ich es jetzt anders versuchen und habe ich mir meinen Kollegen Şahin aus dem 3003-Team zu Hilfe geholt. Der ist ein Mega-Fan der Reihe und hat fast alle vorherigen Teile gespielt; hat sich für Elden Ring sogar Urlaub genommen. Er wird mir mit Rat zur Seite stehen und ich versuche, zumindest den ersten großen Story-Boss platt zu machen – oder es zumindest zu versuchen.

[Keno spielt Elden Ring und scheitert 25 Mal am ersten Bosskampf.]

Wow, ok, jetzt verstehe ich den Hype. 12 Stunden habe ich jetzt gespielt; ich habe den ersten richtigen Boss Margit noch nicht einmal geschafft. Aber Elden Ring fühlt sich einfach wirklich, ja, aufregend an, weil man wie ein Kind eine völlig rätselhafte Welt entdeckt. Und es immer wieder Überraschungen gibt, wirklich ständig; zum Beispiel völlig absurde Gegner; und trotz der vorherrschenden Depri-Umgebung auch einfach richtig lustige Situationen. Mich erinnert die Welt ein bisschen an die tollen Zeichentrickfilme von Studio Ghibli, aber halt als Dark-Fantasy-Version mit ekeligen Monstern.

Das fühlt sich alles wirklich komplett anders an als so Hausmannskost-Open-World-Spiele, die schon auch irgendwie Spaß machen, aber wenn man die ein, zwei Stunden gespielt hat, weiß man, was einen die nächsten 40 Stunden so ungefähr erwartet. Das ist manchmal vielleicht auch ganz nett, wenn man einfach mal stumpf auf dem Sofa liegen will, aber es ist eben nicht AUFREGEND. Übrigens sind nicht nur die berühmten schwierigen Bosse aufregend, sondern auch das Umherwandern; wenn man nicht aufpasst, ist man schnell weg vom Fenster. Gleichzeitig wird es aber nie unfair, man kann oft flüchten, wenn man keine Lust auf Kampf hat; und ist ein Bossgegner mal zu schwer, kann man immer woanders hingehen zum aufleveln. Das fühlt sich nie an wie Grind oder anders: Wegen des total befriedigenden Kampfsystems macht hier sogar der Grind Spaß.

Ich muss aber auch sagen, dass sich das Spiel für mich nur so gut erschlossen hat, weil ich einen Mentor dabeihatte, der mir die Basics erklärt hat. Alleine so etwas Grundsätzliches, dass man weiß, was genau passiert, wenn man an einem "Gnade"-Punk rastet (alleine der Name): Also dass sich dann die Tränke auffüllen, aber auch alle Gegner respawnen – das sind Dinge, die ich gerne konkret weiß, die ich mir nicht selbst erschließen will. Das sind dann nämlich erstmal nur Vermutungen, ich weiß es also nicht sicher. Und das nervt mich beim Spielen; ich kann mich zwar ganz gut fallen lassen, aber die Regeln müssen für mich klar sein. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass es Leute gibt, die genau das faszinierend finden.

Ich dagegen finde die wundervoll kreative Welt, die nahezu perfekte Kampfmechanik, das fein ziselierte Balancing wirklich absolut fantastisch; aber nicht das Nicht-Erklären von grundlegenden Mechaniken. Und auch dass das Spiel zum Beispiel nicht vermerkt, welche von den dutzenden Dungeons ich schon geklärt habe, also wo genau ich die Schätze schon geplündert habe. Das kann ich mir unmöglich merken, das muss man sich eigentlich old-school in einem Notizbuch eintragen. Aber gut; es ist ganz klar, dass das eine Entscheidung ist von From Software, also dass das nicht einfach vergessen wurde; so kann ich das schon ein bisschen mehr respektieren, auch wenn ich das persönlich ein bisschen altmodisch finde; das Spiel macht ja auch so schon viele Sachen extra kompliziert, da muss das nicht auch noch sein.

Aber genug Kritik. Ich muss sagen, dass ich dieses Gefühl, direkt nach dem Aufstehen zu denken: „Ich will weiterspielen! Ich will nicht arbeiten!“, wirklich viele, viele Jahre nicht mehr gehabt habe; und Elden Ring hat das geschafft. Es ist definitiv ein Jahrzehnt-Spiel; also ein Spiel, über das wir auch in vielen Jahren noch reden werden. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und Margit, das olle muffelige Mal, das werde ich auch noch umlegen. Und wenn das nochmal 12 Stunden dauert.


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)