E-Rezept: Regelmäßige TI-Störungen, Betroffene genervt von Informationspolitik

Fast täglich kommt es zu Störungen in Diensten der Telematikinfrastruktur, so wie heute. Die Betroffenen sehen sich nicht umfassend informiert.

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Rezept hinter einem Schaufenster

(Bild: Marie-Claire Koch)

Lesezeit: 3 Min.

Ein typischer Morgen in der Telematikinfrastruktur: Zwischen 8 und 12 kommt es zu Störungen, ein Teil der Ärzte kann keine E-Rezepte ausstellen, auch ein Abruf der E-Rezepte bei einigen Versicherten in den Apotheken ist nicht möglich. Das Ausstellen von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen funktioniert für manche ebenfalls nicht. Laut Gematik passiert das nur in den Morgenstunden, Informationen zufolge, die heise online vorliegen, können die Störungen jedoch auch danach zu vollen Stunden auftreten, was auf Lastprobleme hindeuten könnte. Mittlerweile hätten sich die Anwender jedoch an die regelmäßigen Ausfälle der TI gewöhnt, sodass sie in der Support-Hotline sogar lachen könnten, wohl aus Verzweiflung –, wie ein Software-Hersteller heise online mitteilte. Inzwischen müssten Kunden zudem fast täglich über TI-Ausfälle informiert werden.

Ein Montagmorgen mit TI-Störungen.

Ein normaler Montagmorgen ohne TI-Störungen.

Ursache für die regelmäßigen Störungen sind laut Gematik Probleme beim OCSP-Responder (Online Certificate Status Protocol) von Medisign, einem der vier Trust Service Provider. Details nannte die Gematik bisher nicht, mit den Dienstleistern sei sie in der Analyse, jedoch haben sich einige verärgerte Ärzte und Software-Hersteller bei unserer Redaktion gemeldet. Schon lange hätten die Betroffenen auf die sich anbahnende Problematik hingewiesen, jedoch kein Gehör gefunden. Hierfür gebe es verschiedene Ansätze, zum Beispiel die OCSP-Abfragen zu bereinigen, da nicht jeder Prozessschritt eine solche Abfrage benötige.

Die Informationspolitik sei ein Desaster, heißt es von verschiedenen betroffenen Software-Herstellern, die ihren Kunden die Störungen erklären mussten.

Die Gematik zeigt vier Stunden Störungen eines OCSP-Responders.

(Bild: Gematik)

Erst vorige Woche Montag und Dienstag habe es bereits einen zweistündigen Ausfall der Dienste gegeben, die Information der Gematik sei verspätet gekommen. Auch am Mittwoch sei es zu einem Ausfall gekommen. Doch der vierstündige Ausfall am gestrigen Montag sei besonders schlimm gewesen.

Die für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständige Gematik feierte am Wochenende insgesamt 100 Millionen seit 2021 eingelöste E-Rezepte – 80 Millionen davon in diesem Jahr. Ebenfalls für Transparenz gedacht ist ein weiteres Portal, das die Störungen der Telematikinfrastruktur zeigen soll. Eigenen Angaben zufolge lege die Gematik "großen Wert auf eine schnelle und transparente Kommunikation. Nicht zuletzt deshalb wurde neben den Informationen auf dem Fachportal ein WhatsApp-Kanal eröffnet", erklärt ein Pressesprecher gegenüber heise online.

Oft zeige das Board, dass alle Systeme funktionieren, doch vor allem kürzere oder kleiner Störungen scheinen nicht angezeigt zu werden. Daher fühlen sich Ärzte, Apotheker und Software-Hersteller nicht ausreichend genug informiert. Laut Gematik wird die Verfügbarkeit aller Dienste jedoch alle fünf Minuten überprüft.

Lagebild der Telematikinfrastruktur

(Bild: Gematik)

"Das TI-Lagebild gibt Anhaltspunkte über die Verfügbarkeit von TI-Diensten und Komponenten. Eine vollständige Aussage über die tatsächliche Erreichbarkeit aller TI-Dienste kann nicht getroffen werden, da der Zugriff auf Gesundheits- und Personendaten im Rahmen der TI und damit verbundenen Diensten gesetzlich beschränkt ist", heißt es in einer weiteren Antwort der Gematik an heise online. Hilfreicher wäre eine Störungsanzeige in Echtzeit inklusive zeitlichem Verlauf. So ließen sich Muster auch besser erkennen. Doch all das gibt es bisher noch nicht.

Update

Ergänzt, dass das Ausstellen von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ebenfalls nicht überall funktioniert.

(mack)