heise meets … 95 Prozent der deutschen Betriebe sind Familienunternehmen

Familienunternehmen in Deutschland geraten zunehmend unter Druck. Wesentliche Gründe seien historisch gewachsen, sagt Tobias Rappers.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Elmar Salmutter

Tobias Rappers ist Geschäftsführer der Maschinenraum GmbH in Berlin. Seine Firma hat sich zum Ziel gesetzt, Familienunternehmen zu unterstützen, zu denen bis zu 95 Prozent der über drei Millionen Betriebe in der deutschen Wirtschaft zählen. Die Organisation beschreibt sich selbst als Innovations-Ökosystem, das Unternehmen an einen Tisch bringt, um zukunftsfähige Lösungen zu finden. Das soll die Lage der derzeit rund 70 am Maschinenraum teilnehmenden Firmen verbessern.

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"Familienunternehmen wurden häufig als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet, aber sie entwickeln sich immer mehr zu der Achillessehne der deutschen Wirtschaft", spitzt Tobias Rappers die Problematik zu. Familiengeführte Unternehmen mit langer Tradition hätten in Deutschland immer eine tragende Rolle gespielt, so der Geschäftsführer, deshalb komme ihnen nach wie vor eine zentrale Bedeutung beim wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wohlstand zu.

Tobias Rappers

Eine der größten Herausforderungen stellt die Digitalisierung dar, doch das sei noch lange nicht alles, so Rappers, der die Veränderungen der Rahmenbedingungen im Jahr 2023 als "einmalig" bezeichnet. Familienunternehmen müssen sich laut Rappers auf neue Geschäftsmodelle und neue Wettbewerber einstellen. Auch veränderte Kundenbedürfnisse spielen eine Rolle, ebenso wie sich ständig weiterentwickelnde Technologien, die Traditionsfirmen auf dem Radar haben müssen. "Die Grenzen zwischen den Industrien verschwinden oder verschwimmen immer mehr", sagt er. "Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt Unternehmen gerade enorm, das ist mindestens genauso groß wie das Thema Digitalisierung."

Als weitere Herausforderung für Traditionsbetriebe nennt Rappers zudem aktuelle Entwicklungen wie New Work, Homeoffice und Cyberkriminalität. Hinzu kommen Lieferkettenprobleme durch geopolitische Verwerfungen und EU-Regularien, "die für kleinere Organisationen viel schwieriger greifbar und umsetzbar sind als für einen großen deutschen DAX-Konzern", so Rappers. Und noch etwas stellt für viele Firmen eine große Hürde dar: die Nachfolgersuche. "Es gibt immer weniger Leute, die sich für Familienunternehmen interessieren." Folglich gebe auch immer weniger Menschen, die solch ein Unternehmen führen möchten, falls sich innerhalb der Familie kein Nachfolger finde. Deshalb sei es wichtig, mehr Talente für Traditionsfirmen zu begeistern. Firmen bräuchten einen gewissen Bekanntheitsgrad und mehr Sichtbarkeit, der über die Region des Arbeitsorts hinausgehen sollte. Denn nur so könne man genügend qualifizierte Fachkräfte finden.

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Als weiteren wichtigen Faktor, der entsprechende Betriebe weiterbringen und fit für die Zukunft machen kann, nennt der Geschäftsführer Optimismus. "Die Grundregel eins ist, optimistisch zu bleiben", sagt Tobias Rappers. Die Verantwortlichen müssten sich an ständige Veränderungen gewöhnen und sie als eher Chance und nicht als Risiko begreifen. Das setze viel Offenheit und Lernbereitschaft voraus. "Vor allen Dingen muss der Mittelstand sich zusammenraffen", so Rappers. Die Zeiten, in denen man abgeschottet in einer Region arbeite, seien vorbei, Unternehmen müssten kooperieren und ihre Hausaufgaben machen.

Genau dort setzt die Maschinenraum GmbH an.

(bme)