heise meets… Schule Digital – Warum stockt der Prozess und was könnte helfen
Herausforderung Schule Digital: Für Politiker, Lehrer, Eltern und Schüler muss die digitale Welt zur Normalität werden, dann sind auch Schulen ein Teil davon.
Im Gespräch mit Gerit Günther, Head of Sales B2B – Corporate und Education, Acer Deutschland und Patrick Laux, Leitung Geschäftsfeld Schule der Bechtle Gruppe, erörtern wir nach 10 Monaten neuer Regierung den Stand der Digitalisierung an Schulen.
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Schule Digital ist eine bedeutende gesellschaftliche Herausforderung. Für Politiker, Lehrer, Eltern und Schüler muss eine digitale Welt Normalität werden und Schulen ein wesentlicher Teil davon. Dafür muss sich auch ein besseres Verständnis für das Thema "Digitale Schule" entwickeln. Denn nur eine bedachte und aufmerksame Herangehensweise wird die oft gewollten und gerne versprochenen Erfolge und Verbesserungen bringen.
Was ist mit den Fördermitteln passiert
Aktuell liegt der Fokus in Deutschland darauf, Endgeräte in die pädagogischen Einrichtungen zu bringen, zu den Schüler:innen, zu den Lehrer:innen und vielleicht noch in die Verwaltung. Das zeigen die Zahlen der Sonderbudgets des Digitalpakts Schule deutlich: von den 500 Millionen Euro für "Schüler Leihgeräte" sind 95 Prozent ausgegeben und die für "Ausstattung der Lehrer" ist nach den neuesten Zahlen zu 85 Prozent ausgeschöpft.
Dass dagegen die Gelder für "Administration", kaum angetastet sind, hat auch nachvollziehbare Gründe – darunter fehlende Fachkräfte und Schulen im Krisenmodus. Verständlich, dass die Erstellung des für eine Bewerbung um Fördergelder vorgeschriebenen Medienentwicklungsplans auf der Strecke geblieben ist und das besonders bei den pädagogischen Einrichtungen, die nicht schon bestens aufgestellt sind.
Bürokratie lähmt den Prozess
Der von Schulträger auszufüllende Medienentwicklungsplan muss etwa Punkte wie Ausgangslage und Ziele, Mediendarstellung und Verknüpfung zu Berufen, pädagogische Vorgaben, IT-Infrastruktur, Ausstattung, Umsetzung und Steuerung, Betrieb und Investitionen enthalten. Wenn die Mittel genehmigt sind, erfolgen noch eine Ausschreibung, die Auftragsvergabe und die Installation. Auf der Strecke geblieben sind dabei allerdings die Schüler:innen. Denn vom ersten Federstrich am Konzept bis zum installierten Rechner in der Schule vergehen bis zu zwei Jahre. Zeit, die den Schülern verloren geht.
Dänemark ist schon einen Schritt weiter
"Skandinavien ist uns voraus, wie ich bei einer Reise durch Dänemark erfahren habe", sagt Patrick Laux. Dänemark habe eine vergleichbare Entwicklung hinter sich, jedoch sei die Gesellschaft sehr viel digitaler als wir in Deutschland. "Digitales Handeln ist Alltag" und alle Behördengänge sind demnach digital zu erledigen. Mit dieser Grundeinstellung habe sich auch das Bildungssystem verändert. Der seit 200 Jahren praktizierte Frontalunterricht und die Aufteilung in 45 Minuten je Lerneinheit gelte als nicht mehr zeitgemäß.
An den Schulen gebe es keine Technikräume mehr, sondern sogenannte "Maker Spaces" mit 3D-Druckern, CNC-Fräsen und programmierbaren Roboter-Greifarmen. Zudem ist 3D-Druck Teil des Regel-Unterrichts – Tablets würden bereits im Kindergarten eingesetzt. Die Kleinen produzieren demzufolge damit eigenständig Videos und versuchen sich am Programmieren. Der Wandel in Dänemark sei nicht strukturell erfolgt, vielmehr hätten sich visionäre Lehrer Stück für Stück durchgesetzt. "Auch in Deutschland gibt es immer mehr visionäre Lehrer. Wir sind auf keinem schlechten Weg", ist Patrick Laux überzeugt.
Wo steht Deutschland
Unverständnis werfe in diesem Zusammenhang die Tatsache auf, dass Lehrer ohne Festanstellung über die Sommerferien in einigen Bundesländern in die Arbeitslosigkeit geschickt werden – diese Zeit könne besser für Ausbildung genutzt werden. Bildung ist Ländersache, daher verwirrt auch, dass vom Bundesministerium für Bildung und Forschung "Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung" eingerichtet werden. "Wer die Party bezahlt, kann auch die Musik bestellen. Wir müssen zukünftig Veränderungen gemeinsam angehen", so Gerit Günther.
Eine Verschiebung beim Ausschöpfen der Fördermittel sei nur marginal zu erkennen, es gebe ein leichtes Nord-Süd-Gefälle und eine Prozesserleichterung würde nicht viel verändern. Oftmals helfe es, den Kommunen einen Experten an die Seite zu stellen und die Komplexität zu verringern. "Der pädagogische Ansatz sollte klar vom technischen Ansatz getrennt werden", meint Gerit Günter.
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Erkennbar sei, dass die Digitale Bildung wieder stärker in den Fokus rückt. Durch den Ukraine Krieg in den vergangenen sechs Monaten sei das Thema etwas vernachlässigt worden. Die Schulen blieben aber am Thema dran und hätten nicht aufgehört, an "Digitale Schule" zu arbeiten – es gebe mutige und trendige Eigeninitiativen von Schulträgern.
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(bme)