'iMessage auf Android': Nothing zieht Chats-App nach Sicherheitsbedenken zurück

Nothing Chats sollte iMessages auf Android bringen. Die App hatte offenbar noch gravierendere Sicherheitsprobleme, als im Vorfeld vermutet.

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Messages-App auf dem iPhone

(Bild: oasisamuel / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Fehlgeschlagener Marketing-Stunt: In Reaktion auf Berichte über erhebliche Sicherheitslücken musste der Hersteller Nothing eine Ende vergangener Woche veröffentlichte Chats-App sofort wieder zurückziehen. "Nothing Chats" sollte Apples Messaging-Dienst iMessage auf Android bringen. Der Start der Nothing-Chats-App wurde bis auf Weiteres aufgeschoben, "um mehrere Bugs zu beseitigen", teilte Nothing auf X (vormals Twitter) mit.

Nutzer des sozialen Netzwerks kommentierten das Posting unmittelbar mit dem Hinweis, dass es sich nicht einfach um simple Bugs handelt, sondern um "ernsthafte Sicherheits- und Datenschutzfehler". Entwickler des konkurrierenden Multi-Messaging-Dienstes Text.com waren nach einer Analyse der "Nothing Chats"-App zu dem Schluss gekommen, dass diese die Anmeldedaten respektive das Anmelde-Token nur unzureichend vor Angreifern etwa in einem unsicheren WLAN schützt. Mit dem Token ist es dann für Dritte möglich, die eigentlich Ende-zu-Ende-verschlüsselte iMessage-Kommunikation vorübergehend im Klartext einzusehen, wie im Texts.blog dokumentiert wurde.

iMessage läuft seit jeher nur auf Apple-Geräten. Intern diskutierte Apples Führungsriege in der Vergangenheit, ob der Messaging-Dienst auch auf Android gebracht werden sollte, wie der Gerichtsstreit mit Epic Games ans Licht brachte. iMessage für Android würde Apple "mehr schaden als nutzen", war das damalige Fazit.

Entsprechend gibt es seit Jahren Tools, um iMessages trotzdem auf Android-Geräte zu bringen. Das lieft meist darauf hinaus, einen Mac als heimischen Server zu betreiben, der die iMessages ent- und verschlüsselt sowie auf das Android-Gerät weiterleitet. Inzwischen gibt es mehrere Multi-Messaging-Anbieter, die dem Nutzer diesen Konfigurationsaufwand abnehmen wollen und dafür selbst etwa virtualisierte Mac minis einsetzen. So verfährt offensichtlich auch der Anbieter Sunbird, der hinter Nothing Chats steckt. Der große Haken dabei: Der Nutzer muss dafür seine Apple-ID mitsamt Passwort an Dritte aushändigen und geht damit das Risiko ein, diese zu kompromittieren. Nutzer anderer Dienste berichten auch, dass Apple ihre Apple-ID im Anschluss wegen Sicherheitsbedenken gesperrt hat.

Die EU-Kommission untersucht derzeit, ob Apple dazu gezwungen werden soll, iMessage künftig interoperabel zu machen. Vergangenen Donnerstag kündigte Apple überraschend an, den SMS-Nachfolger RCS in seiner Nachrichten-App unterstützen zu wollen, um so die Kommunikation mit Android zu verbessern. Apple dürfte mit diesem Schritt auch versuchen, iMessage vor der Regulierung zu bewahren. RCS soll parallel zu SMS und iMessage in der Nachrichten-App arbeiten und könnte mit iOS 18 integriert werden.

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(lbe)