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webOS: LG kauft das Smartphone-System von HP

Jürgen Kuri

Es war der große Wurf, der Palm wieder an die Spitze der PDA- und Smartphone-Liga bringen sollte: webOS. Das rettete Palm nicht, die Firma wurde von HP übernommen. HP verkauft webOS nun an LG, die es in Smart-TVs einsetzen wollen.

Es war der große Wurf, der Palm wieder an die Spitze der PDA- und Smartphone-Liga bringen sollte: webOS, das Smartphone- und Tablet-System, das bei seiner Vorstellung sehr gelobt wurde. Für Palm aber kam es zu spät: Im Frühjahr 2010 wurde der PDA-Pionier von Hewlett-Packard übernommen [1]. Nun verkauft HP alle Besitztümer rund um webOS [2] an den südkoreanischen Konzern LG [3]; in einer offiziellen Mitteilung [4] bestätigen beide Unternehmen erste Gerüchte, die bereits am Montag die Runde machten. LG möchte webOS aber keineswegs für Smartphones und Tablets einsetzen, sondern als System für seine Smart-TVs mit Internet-Zugang nutzen.

Hewlett-Packard [5] hatte anfangs, nach der Palm-Übernahme, noch recht vollmundig formuliert: "Palms innovatives Betriebssystem ist die ideale Plattform, um HPs mobile Strategie auszuweiten." Davon war aber bald nicht mehr die Rede; mit dem abrupten Strategiewechsel bei HP [6] unter Léo Apotheker kam auch das aus für webOS beziehungsweise die bereits vorgestellten Smartphones und Tablets mit webOS. Zwar korrigierte Meg Whitman [7], die nach dem Rausschmiss von Apotheker die Führung bei HP übernahm [8], einige Entscheidungen – für webOS brachte dies aber keine neue Hoffnung. Zuletzt veröffentliche HP die Version 1.0 der Open-Source-Variante [9] von webOS.

LG übernimmt nun den Source-Code, die zugehörige Dokumentation, die an webOS arbeitetenden Entwickler und Techniker sowie alle webOS-Websites. Außerdem erhält LG Lizenzen für alle webOS betreffenden Patente, einschließlich der von HP bei der Übernahme von Palm eingekauften Patente. HP behält alle Bereiche, die Palms Cloud-Computing-Techniken betreffen und leistet weiterhin den Support für bestehende Palm-Kunden. LG übernimmt die Führung bei den Open-Source-Projekten, dem System Open WebOS [10] und dem Javascript-Application-Framework Enyo [11].

Mit der Übernahme entstehe ein neuer Weg für LG, eine intuitive Bedienschnittstelle und Internet-Dienste auf einer ganzen Reihe von Unterhaltungselektronik-Geräten anzubieten, erklärte Skott Ahn, Cheftechniker von LG. Der südkoreanische Konzern legt dabei den Schwerpunkt offensichtlich vor allem auf Smart-TVs. Was LG für webOS bezahlen muss, darüber ließen die beiden Firmen nichts verlauten; man gehe aber davon aus, dass die Transaktion keine Auswirkungen auf die Bilanzen von LG und HP haben werde. (jk [12])


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[1] https://www.heise.de/news/Hewlett-Packard-uebernimmt-Palm-989497.html
[2] http://www.lgnewsroom.com/newsroom/contents/63289
[3] http://www.lg.com/de
[4] http://www8.hp.com/us/en/hp-news/press-release.html?id=1375489#.USxq3qVWx8E
[5] http://www.hp.com
[6] https://www.heise.de/news/Keine-Smartphones-Tablets-PCs-und-Notebooks-von-HP-mehr-1325915.html
[7] https://www.heise.de/news/Hewlett-Packard-ueberdenkt-Trennung-von-PC-Sparte-1359535.html
[8] https://www.heise.de/news/Whitman-loest-Apotheker-an-HP-Spitze-ab-1348853.html
[9] https://www.heise.de/news/Open-WebOS-1-0-ist-fertig-1720388.html
[10] http://www.openwebosproject.org/
[11] http://enyojs.com/
[12] mailto:jk@heise.de