Ärger um Schließung politischer Diskussionsgruppe im sozialen Netzwerk Xing

Xing schließt eine erst kürzlich eröffnete, politische Diskussionsgruppe und zieht den Ärger vieler aktiver Nutzer auf sich.

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Web 2.0 ist, wenn jeder seinen Senf dazugeben kann. Dass das mitunter Risiken und Nebenwirkungen birgt, lernen Teilnehmer und Betreiber von Web-2.0-Plattformen immer wieder. So war zum Beispiel mehreren Mitarbeitern gekündigt worden, nachdem sie in einem StudiVZ-Forum über ihren Chef hergezogen waren. Auch wenn die Kündigungen inzwischen kassiert wurden: Damit solche Scherereien von vornherein ausgeschlossen sind, tun Betreiber von Web-2.0-Diensten gut daran, genau festzulegen, welche Inhalte Mitglieder einstellen dürfen und welche nicht – und hinterher mit Fingerspitzengefühl und einem guten Blick für die Befindlichkeiten der Community die Einhaltung der Regeln sicherzustellen. Sonst sorgt man schnell für Verstimmung in der Gemeinschaft.

Viel schlechtes Karma lädt zum Beispiel derzeit das soziale Netzwerk Xing auf sich, weil es ausgerechnet eine erst kürzlich gegründete politische Diskussionsgruppe schließen will, die Interessengemeinschaft Politik. Die Gruppe war als Reaktion einer Kooperation des Politik-Forenbereichs mit der Zeitschrift Cicero gegründet worden. Im Rahmen einer Kolumne stellt Xing dort den Teilnehmern ausgewählte Cicero-Artikel zur Diskussion zur Verfügung. "Diese können von den Mitgliedern innerhalb der Politik-Community kommentiert, diskutiert und kritisiert werden", so Xing. Diese Kooperation wurde von Mitgliedern des Forums abgelehnt, was zur Gründung des Forums "Interessengemeinschaft Politik" führte.

Die Zulassung der Gruppe sei ein Fehler gewesen, weil die Gruppenrichtlinien politische Gruppen grundsätzlich nicht zulassen, so Xing in einer Stellungnahme gegenüber heise online: "Die Xing-Gruppen-Grundsätze sichern seit mehreren Jahren die Einhaltung von Standards zu Gruppeninhalten auf Xing. Die 'Gruppe Politik', eine der ältesten Gruppen, entstand vor Einführung dieser Grundsätze. Die Moderation wurde von einem erfahrenen Xing-Mitarbeiter übernommen. Damit wird der Einfluss von Parteien ausgeschlossen und die Unabhängigkeit der Gruppe garantiert."

Xing habe Anträge auf zwei weitere Gruppen zum Thema Politik irrtümlich genehmigt, heißt es weiter in der Stellungnahme. Für diesen Fehler habe sich Xing unverzüglich entschuldigt. "Den Moderatoren wurde eine 3-tägige Frist bis zur Schließung der Gruppe eingeräumt, innerhalb derer sie Inhalte und Beiträge sichern können. Auch in Zukunft wird es damit nur eine reguläre Politik-Gruppe auf Xing geben."

Die Mitglieder der Gruppe lassen das nicht gelten. So gebe es unter den mehr als 60 politischen Diskussionsgruppen bei Xing auch solche, die erst im Jahre 2008 entstanden, nachdem die Gruppen-Richtlinien formuliert wurden, etwa "Frankreich. Gesellschaft und Politik". Sie vermuten, dass ihre Gruppe als Konkurrenz zu der Cicero-Kooperation angesehen wird und sind hochgradig verstimmt. Einige Mitglieder haben angekündigt, sich aus dem Forum zurückzuziehen, andere bezweifeln, dass die Löschung der Gruppe nach den Xing-AGB erlaubt sind und prüfen rechtliche Schritte. (jo)