Creative Commons: Roadmovie gegen Toastbrot
Während sich die Filmindustrie für den Kampf gegen Bittorrent rüstet, entdecken Independent-Filmer das Internet als Distributionsweg -- und nun gibt es den ersten deutschen Film als Open Source mit Creative-Commons-Lizenz.
Während sich die Filmindustrie für den Kampf gegen Bittorrent rüstet, entdecken Independent-Filmer das Internet als Distributionsweg. Der Film Route 66 -- ein amerikanischer albTraum wurde Ende Dezember unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht und steht zum kostenlosen Download bereit.
Die Filmbeschreibung ist eher konventionell: Drei naive Jungs aus Sachsen träumen von Hollywood und begeben sich mit einem 30 Jahre alten Straßenkreuzer auf den Abenteuer-Trip durch die USA. Die Idee zum kostenlosen Verbreiten des Films unter der Creative-Commons-Lizenz ist aus der Not geboren: Kein Filmverleih zeigte an dem fertig abgedrehten Streifen Interesse und die Fernsehsender winkten ab. Auch die Teilnahme an Filmfestivals erschien den Machern nicht als der richtige Weg. Eine eBay-Auktion, bei der eine Widmung des Films versteigert wurde, brachte 150 Euro ein. So veröffentlichten die Filmemacher vom VEB Film in Leipzig den Film über das Internet.
Der Road-Movie dauert 104 Minuten, die DivX-Datei ist 715 Megabyte groß. Die Datei steht auf verschiedenen Mirror-Servern zur Verfügung, es wird aber auch ein Bittorrent-Download angeboten. Das Buch zum Film, das zunächst im Eigenverlag herausgegeben wurde, steht ebenfalls als PDF kostenlos zum Download bereit. Wer möchte, kann DVD, Soundtrack oder das Buch zum Film kaufen und den Preis selbst bestimmen -- nur die Eigenkosten möchten die Produzenten erstattet haben. Auf der Webseite heißt es dazu: "Filme kosten. Und irgendwann haben wir keine Kohle für Toastbrote mehr. Wer spendet, der unterstützt die Open-Source-Philosophie, unser nächstes Filmprojekt 'Die letzte Droge' und sorgt für unsere ungesunde Ernährung."
Um die Bezeichnung "Open Source-Movie" zu verdienen, stellen die Macher auch die Quellen des Films zur Verfügung. "Jeder ernsthaft Interessierte kann von uns die Rohdaten des Films bekommen", sagt Stefan Kluge von VEB Film. Das Rohmaterial belege 300 Gigabyte Speicherplatz und müsse per Festplatte verschickt werden. Alternative Fassungen des Films seien willkommen, betont Kluge. Allerdings verbietet die Lizenz eine kommerzielle Verbreitung.
Über 25.000 Downloads haben die Filmemacher bereits gezählt, allerdings wurden bisher nur 400 Euro an Spenden eingenommen. Die Produzenten wollen insgesamt 2000 Euro einnehmen, um damit ihr nächstes Filmprojekt zu finanzieren. Diesmal geht es um drei Gefährten auf dem Weg durch Südamerika auf der Suche nach einer geheimnisvollen Droge. (Torsten Kleinz) / (jk)