Dramatische Beschleunigung der Gensequenzierung
Das Wellcome Trust Sanger Institute hat mit neuen Verfahren in nur einem halben Jahr das Erbgut von 300 Menschen sequenziert. Alle zwei Minuten werde nun die Menge an DNA verarbeitet, für die man früher fünf Jahre benötigte.
- Florian Rötzer
Die Sequenzierung der Gene hat in den vergangenen Jahrzehnten einen ähnlichen Geschwindigkeitsschub erlebt, wie dies bei den Prozessoren der Fall war, wo man vom Mooreschen Gesetz spricht. 1990 startete das Humangenomprojekt mit geschätzten Kosten von drei Milliarden US-Dollar für die Sequenzierung des ersten menschlichen Genoms. Es wurde dann um einiges billiger, zumal Craig Venter mit neuen Maschinen und der "Schrotschussmethode" das mit öffentlichen Geldern geförderte Humangenomprojekt schnell einholte. Die Sequenzierung des Genoms von James Watson im letzten Jahr soll dank neuer Sequenzierungsmaschinen und Computerprogramme weniger als eine Million US-Dollar gekostet haben.
Das führende britische Wellcome Trust Sanger Institute berichtet nun, dass man in einem halben Jahr bereits das gesamte Erbgut von 300 Menschen sequenziert habe. Insgesamt habe man nun 1 Billion "Buchstaben" des genetischen Codes sequenziert. Alle zwei Minuten könne nun die Menge an DNA verarbeitet werden, für die man in der Frühphase zwischen 1982 bis 1987 fünf Jahre gebraucht hat. In einer Woche würden mit den neuen Sequenzierungsverfahren 50 Terabyte Daten erzeugt
Das Sanger Institute partizipiert am internationalen 1000-Genomprojekt, das im Januar gestartet wurde und nach drei Jahren Laufzeit mit mehr als tausend sequenzierten Genomen einen genaueren Überblick über die genetischen Varianten bieten soll. Mit den neuen Sequenzierungsverfahren können nicht nur Einzelnukleotidpolymorphismen (SNP) an einzelnen Basenpaaren, sondern auch Unterschiede bei größeren Regionen gefunden werden, die einigen Menschen fehlen oder in anderen doppelt vorhanden sein können (Copy Number Variants, CNVs). Die Forscher hoffen, damit die Komplexität und Diversität etwa von Krebsgenomen mit allen Varianten erfassen zu können. (fr)