Festplatte mit Informationen zu US-Raketenabwehr bei eBay
Im Rahmen einer Studie fanden Forscher auf einer bei eBay ersteigerten Festplatte brisante Informationen eines US-Rüstungskonzerns. Keine Ausnahme: Ein Drittel der getesteten gebrauchten Datenträger enthielten noch sensible Daten der Vorbesitzer.
Auf gebrauchten, bei Computerbörsen oder eBay erhältlichen Festplatten befinden sich häufig noch sensible Daten. Wie sensibel, zeigt eine neue Studie aus Großbritannien, die der Telekommunikationskonzern BT in Zusammenarbeit mit Universitäten in Wales, Australien und den USA durchgeführt hatte: Auf gebrauchten Harddisks fanden die Forscher Informationen über ein Raketenabwehrsystem der USA, vertrauliche Daten der deutschen Botschaft in Paris sowie Kontodetails und Arztdokumente.
Mehr als 300 Festplatten haben die Forscher in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Australien und den USA auf Auktionen, bei eBay oder Computerbörsen erstanden. Ein Drittel der Platten enthielt nach Angaben der BT-Forscher private Daten des ehemaligen Besitzers oder Informationen über Unternehmen und Organisationen. Als "überraschend groß" bezeichneten die Forscher sowohl die Menge der gewonnenen Informationen als auch deren Bandbreite.
Eine Überraschung der besonderen Art enthielt eine in den USA auf eBay ersteigerte Festplatte: Ihr entnahmen die Wissenschaftler nach eigenen Angaben Details über Starttests eines US-amerikanischen Raketenabwehrsystems namens THAAD. Darüber hinaus soll der Datenträger Informationen über Sicherheitsregelungen und Mitarbeiter des US-Rüstungskonzerns Lockheed Martin sowie Blaupausen von Einrichtungen des Herstellers enthalten haben.
Eine weitere Speichereinheit enthielt britischen Medienberichten zufolge vertrauliche Sicherheitsinformationen der Deutschen Botschaft in Paris. Andere Festplatten wurden mit Daten und Röntgenaufnahmen von Patienten eines schottischen Krankenhauses angeboten. Auf einem anderen Medium wurden Informationen zu einem geplanten Währungsumtausch von 50 Milliarden Dollar gefunden.
Datenträger mit sensiblem Inhalt tauchen immer wieder in der Öffentlichkeit auf. In Großbritannien war es im vergangenen Jahr zu einer regelrechten Pannenserie gekommen, bei der Informationen über Patienten, Kindergeldempfänger und Fahrschüler öffentlich wurden. Auch kam dem britischen Verteidigungsministerium eine externe Festplatte mit persönlichen Daten von rund 100.000 Soldaten abhanden. Zuvor hatte ein nichtsahnender eBay-Kunde eine Platte mit zehntausenden Dateien der Gemeindeverwaltung Charnwood ersteigert – für knapp sieben Pfund. (vbr)