Fortschritte bei Bildschirmen aus photonischen Kristallen
Forscher an der University of Toronto steigern die Schaltgeschwindigkeit eines Display-Materials, bei dem die einzelnen Bildpunkte jede gewünschte Farbe darstellen können.
Wissenschaftlern an der University of Toronto ist es gelungen, die Schaltgeschwindigkeit eines neuen, auf photonischen Kristallen basierenden Materials zum Bau von Bildschirmen um das Zehnfache zu steigern. Die Substanz strahlt helles, intensives Licht ab – und zwar in jeder gewünschten Farbe. Zum Umschalten werden dabei einfach unterschiedliche Spannungen angelegt, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Die Technik könnte helle, flexible Farbdisplays ermöglichen, die sich für zahlreiche Anwendungsbereiche eignen – von der Plakattafel bis zum Lesegerät für elektronische Bücher. "Es ist das einzige Material auf der Erde, das seine Farbe vom UV-Licht bis hin in den Nahinfrarotbereich hinein verändern kann", sagt Chemieprofessor Geoffrey Ozin, der das University of Toronto-Forscherteam leitet.
E-Book-Lesegeräte wie der Amazon Kindle oder der Sony Reader setzen bislang auf eine Schwarzweiß-Technik des Bostoner Herstellers E-Ink. Dieses so genannte elektronische Papier, auch E-Paper genannt, reflektiert Licht, anstatt es von sich aus abzugeben, was die Technik stromsparend und auch bei Sonnenlicht leicht abzulesen macht. Bildschirme mit einer Farbversion der E-Ink-Technik sollen in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Dabei werden die Bildpunkte in drei Subpixel mit roten, grünen und blauen Filtern unterteilt. Licht dieser Subpixel wird in unterschiedlichen Intensitäten gemischt, um verschiedene Farben zu erzeugen. "Das bedeutet, dass nur ein Drittel der Gesamtpixelanzahl beispielsweise Rot darstellen kann", sagt Jacques Angele, Mitbegründer der französischen E-Paper-Firma Nemoptic. Dadurch reduziere sich die Helligkeit nahezu um den Faktor drei.
Der Hauptvorteil von Ozins Technik: Bei den photonischen Kristallen kann jeder Bildpunkt so eingestellt werden, dass er eine eigene Farbe darstellt. "Im Prinzip sollte sich daraus eine gute Helligkeit ergeben, die eher gedrucktem Papier entspricht, wenn man sie mit aktueller E-Paper-Technik vergleicht", meint Angele. Die Erhöhung der Geschwindigkeit, mit der das Material seine Farbe verändert, bringe den Ansatz nun einen weiteren Schritt nach vorn, hin zu praktischen Anwendungen. Die University of Toronto-Forscher berichten in ihrem Paper, das im Fachjournal Angewandte Chemie erschien, auch noch von weiteren Verbesserungen bei der Abdeckung des Farbspektrums. Vor einer möglichen Kommerzialisierung müssen sie allerdings noch an einer Angleichung der einzelnen Bildpunkte arbeiten: Die Schaltgeschwindigkeit variiert noch je nach Farbverlauf.
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(bsc)