Funktionsumfang der Linux-Distribution Fedora 9 mit erster Beta komplett

Die heute veröffentlichte Beta von Fedora 9 enthält bereits alle wesentlichen Neuerungen der nächsten Fedora-Version. Am umstrittenen Programm Codeina zum Nachinstallieren von Multimedia-Codecs soll es allerdings noch eine wichtige Änderungen geben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Das maßgeblich von Red Hat gesponserte Fedora-Projekt hat die erste Beta-Version von Fedora 9 zum Download freigegeben. Seit der Anfang Februar vorgestellten Alpha fanden noch zahlreiche neue Funktionen den Weg in die Linux-Distribution – nun aber wollen die Entwickler in den verbleibenden Wochen bis zur für Ende April geplanten Freigabe von Fedora 9 von größeren Änderungen absehen und sich im wesentlichen auf das Ausmerzen von Fehlern konzentrieren.

Das Wiki des Projekts bietet eine Liste aller größeren Neuheiten von Fedora 9 sowie deren Entwicklungsstand und Hintergrund; dazu zählen die Möglichkeit zum Verschlüsseln von Dateisystemen, der schnellere Start des X-Servers, die Unterstützung des ext3-Nachfolgers ext4, die Verbesserungen am NetworkManager, die Möglichkeit zum Ändern der Partitionsgrößen im Installationsprogramm, die RandR-Verbesserungen zur dynamischen Bildschirmkonfiguration im Betrieb, die Aufnahme von PackageKit und der Schwenk auf den Init-Ersatz Upstart. Dazu gesellt sich wie bei Fedora üblich viel aktuelle Software, darunter KDE4, das kürzlich vorgestellte Gnome 2.22, Firefox 3 Beta 5, der derzeit noch in Entwicklung befindliche Linux-Kernel 2.6.25, GCC 4.3, die Flash-Alternative Swfdec, OpenOffice 2.4 und der für Ende April erwartete und zu X.org 7.4 gehörende X-Server 1.5.

Codeina soll die proprietären Fluendo-Codecs zukünftig nicht mehr anbieten

Das leitende Gremium des Fedora-Projekts hat indes kürzlich beschlossen, das erst vor wenigen Monaten mit Fedora 8 eingeführte Programm Codeina in den kommenden Wochen so verändern zu wollen, dass es dem Anwender nicht mehr die kostenpflichtigen und nicht unter Open-Source-Lizenzen stehenden MPEG2-, MPEG4-, und AC3-Codecs von Fluendo zum Kauf anbietet. Das Angebot dieser kommerziellen Codecs über das vorinstallierte Codeina hatte in den vergangenen Monaten zu einiger Kritik an der sonst strikt auf Open-Source-Software setzenden Distribution geführt. Ein Großteil dieser Kritik kam von Mitstreitern des Projekts selbst.

Codeina soll dem Anwendern in Zukunft nur das unter Open-Source-Lizenz entwickelte und kostenlos vertriebene MP3-Plug-in für das Gstreamer-Framework zum Nachinstallieren anbieten. Direkt in der Distribution fehlt weiterhin die Unterstützung für das populäre Musik-Format, da das Fedora-Projekt sich selbst und den in USA beheimateten Sponsor Red Hat nicht durch die Nutzung von patentgeschützten Techniken der Gefahr von rechtlichen Streitigkeiten aussetzen möchte. Als Begründung dafür nannten Projekt-Mitstreiter den schon länger schwelenden Streit zwischen Alcatel-Lucent und Microsoft sowie kürzlich die Vorgänge auf der diesjährigen CeBIT.

Um dem Anwender das Nachinstallieren von Programmen und Libraries zur Wiedergabe von verbreiteten, jedoch geschützten Video- und Musik-Formaten über europäische Add-on-Paket-Depots wie Atrpms, Freshrpms oder Livna zumindest teilweise zu ersparen, könnte das Fedora-Projekt prinzipiell das von Fluendo vertriebene MP3-Gstreamer-Plug-in auch direkt in die Distribution integrieren. Dann müsste das Fedora-Projekt allerdings laut Fluendo eine Vertriebslizenz abschließen, da Fedora und Red Hat in den USA residieren und dort die Patente rund um das MP3-Format Gültigkeit besitzen. Eine solche Vertriebslizenz kommt für das Fedora-Projekt aber nicht in Frage, da das Plug-in anschließend wohl nicht mehr als "freie" Software anzusehen ist. Damit wäre auch die ganze Distribution nicht mehr wie vom Fedora-Projekt gewünscht eine komplett "freie" Distribution, die andere Entwickler oder Hard und Software-Hersteller problemlos als Basis für eigene Distributionen oder Produkte einsetzen können, ohne sich um Auflagen jenseits denen von bekannten Open-Source-Lizenzen scheren zu müssen. (thl)