GDC: Physik-Effekt-Engines buhlen um Programmierer
Künftig soll es in Spielen noch mehr wabern und krachen: Havok plustert seine Physik-Engine mit Explosionen auf und verteilt kostenlose Entwicklungspakete, während Epic Wackelpudding-Effekte in die Unreal Engine integriert.
Auf der Game Developer Conference in San Francisco buhlen die Hersteller so genannter Physik-Engines um die Gunst der Programmierer. Intel möchte gerne, dass zukünftige Spiele für die Berechnungen von Explosionen und Flüssigkeiten die Mehrkernprozessoren auslasten, und stellte die neue Engine-Version 5.5 seines Tochterunternehmens Havok vor. Die neue Physik-Engine arbeitet mit einer verbesserten Kollisionserkennung, die besonders auf die Playstation 3 optimiert wurde. Das Animation-System nutzt vorhandene Speicherressourcen nun besser aus, indem es auf Splines basierte Kompressionstechniken einsetzt. Das Verhalten von KI-gesteuerten Figuren kann mit der verbesserten Behavior-Engine nun noch schneller und komfortabler programmiert werden. Mitte des Jahres sollen zwei neue Module zur Berechnung von Explosionen und Kleidungsbewegungen hinzukommen. Havok Destruction simuliert die Explosion und Verformung von festen Körpern. Havok Cloth vereinfacht die Animation von Kleidungsstücken, die die Spielfiguren tragen, indem es das Verhalten von verschiedenen Stofftypen simuliert.
Doch obwohl Havok zu Intel gehört, sollen die Bibliotheken nicht nur x86-Prozessoren, sondern auch die PowerPC-Architektur der Xbox 360 und den Cell-Prozessor der Playstation 3 unterstützen und für die besonderen Anforderungen der Konsolen optimiert werden. Hobbyprogrammierer können ab Mai Erfahrungen mit der Havok-Engine sammeln. Ab dann bietet Havok nämlich die PC-Version von Havok Complete zum kostenlosen Download und für registrierte Programmierer sogar eine kostenlose Nutzung in kommerziellen PC-Spielen an. Zu Havok Complete gehören die Module Havok Physics und Havok Animation, nicht aber die Pakete Behaviour, Cloth und Destruction.
Derweil versucht Grafikchip-Hersteller Nvidia, die Berechnung von Physik-Effekten auf die GPU zu verlagern. Nach dem Kauf von Ageia sollen nun Grafikchips der Geforce-8000er-Serie PhysX-Berechnungen mit einem bald erscheinenden Treiber-Update durchführen können.
Zu einem der wenigen PhysX-Unterstützer gehört das Spiel Unreal Tournament 3 von Epic Games, das auf der Unreal Engine beruht, die inzwischen von zahlreichen PC- und Konsolenspielen genutzt wird. Epic stellte auf der Games Developer Conference neue Physik-Effekte der Unreal Engine vor. Zu den Neuerungen gehören Flüssigkeitsmodelle, die beispielsweise Wellen- und Wasserbewegungen realistisch berechnen, wenn Figuren hindurchwaten und Kugeln einschlagen. Dadurch eigne sich die Unreal Engine auch für Wassersport-Spiele. Anhand eines Fleischwürfels wurde die Berechnung weicher Objekte demonstriert, die sich verformen und organisch wabern. Explosionen reißen Löcher in beliebige feste Objekte und Wände. Hunderte von Figuren können nun gleichzeitig auf dem Bildschirm in Massenschlachten dargestellt werden. Dabei hebt die Beleuchtung Kontraste deutlicher hervor und rückt die Avatare realistischer ins Licht. Die neuen Effekte sollen im Spiel "Gears of War 2" implementiert werden, das Ende des Jahres für die Xbox 360 erscheinen soll. (hag)