Google investiert in nächstes Genanalyse-Startup

Der Internet-Konzern setzt weiter auf die private Gentest-Branche und steckt Geld in das kalifornische Unternehmen Navigenics. Allerdings steht das Geschäft mit Genanalysen in mehreren Bundesstaaten bereits unter scharfer Beobachtung der Behörden.

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Google steckt sein Geld in eine weitere Gentest-Unternehmung. US-Medienberichten zufolge gesellt sich Google zu einer Reihe illustrer Investoren, die das Startup Navigenics finanzieren. Navigenics bietet einen Gentest gegen Gebühr, anhand dessen eine Risikoanalyse für 18 Krankheiten erstellt wird. Über die Höhe von Googles Investition gibt es keine Angaben. Die Beteiligung sei rein finanzieller Natur, heißt es, Google habe keinen Zugriff auf Daten des Unternehmens. Der Suchmaschinenriese war zuvor bereits mit rund 4 Millionen US-Dollar beim Gentest-Anbieter 23andme eingestiegen.

Für 2500 US-Dollar bietet Navigenics Kunden einen Genom-Test, für den eine Speichelprobe per Post eingeschickt werden muss. Die Probe wird nach einem standardisierten Verfahren von einem Vertragslabor analysiert. Die DNS wird nach Unternehmensangaben auf rund 1,8 Millionen Marker getestet, darunter etwa 1 Million sogenannter SNPs. Diesen Abweichungen von Basenpaaren an bestimmten Stellen des DNS-Strangs messen Forscher eine Aussagekraft bezüglich Krankheiten oder anderweitiger Dispositionen zu.

Anhand der Analyse treffen Experten bei Navigenics eine Aussage über mögliche gesundheitliche Risiken. Das Unternehmen prüft auf 18 Krankheiten von Alzheimer über verschiedene Krebsarten bis zu Fettleibigkeit. Von 23andme – gegründet von Anne Wojcicki, inzwischen Ehefrau von Google-Gründer Sergey Brin – unterscheidet sich Navigenics nach eigener Darstellung laut Business Week durch einen wissenschaftlicheren Ansatz, während es bei 23andme eher um "Spaß" und "Ahnenforschung" gehe.

Ob nun mehr oder weniger wissenschaftlich, die aufstrebende Gentest-Branche hat inzwischen die ungeteilte Aufmerksamkeit staatlicher Aufsichtsorgane. So sorgen sich etwa die zuständigen Stellen in den US-Bundesstaaten New York und Kalifornien vor allem um eine kompetente ärztliche Beratung, die Gentests begleiten müssten. Damit greifen die Behörden einen wesentlichen Kritikpunkt auf, den sich die Testanbieter auch aus Reihen der Mediziner anhören müssen.

Das Gesundheitsministerium des Staates New York wies insgesamt sechs Unternehmen, die Online-Gentests anbieten – darunter Navigenics und 23andme –, in einem Schreiben klipp und klar darauf hin, dass solche Tests ohne die Beteiligung eines Arztes illegal seien. Die Unternehmen, so heißt es in dem Schreiben laut dem US-Magazin Forbes weiter, dürften ohne entsprechende Genehmigung keine Tests durchführen. Auch in Kalifornien steht die Branche unter scharfer Beobachtung. Dort müssen alle Gentests durch einen lizenzierten Mediziner angefordert werden. In weiteren US-Bundesstaaten gibt es vergleichbare Regeln.

Die betroffenen Unternehmen argumentieren hingegen, dass diese Regeln zwar für medizinische Laboruntersuchungen gelten würden, nicht aber für "Bildungsangebote", wie ein Sprecher von 23andme das eigene Angebot gegenüber Forbes klassifizierte. 23andme wolle aber staatlichen Anforderungen entsprechen und notfalls auch Ärzte einstellen, wenn das verlangt werde.

Navigenics weist zudem daraufhin, dass die Gentest von einem qualifizierten Arzt angefordert würden und es darüber hinaus eine persönliche Beratung gebe. Dennoch hat das Unternehmen Interessenten in New York, die sich über das Angebot inzwischen auch in einem frisch eröffneten Laden in New York City informieren können, erst einmal auf eine Warteliste gesetzt, bis eine staatliche Genehmigung erteilt wird. Für die Unternehmen könnte es sich jedoch als sehr aufwendig herausstellen, alle Auflagen in den verschiedenen Bundesstaaten zu erfüllen.

Experten warnen grundsätzlich vor einer Überschätzung der Aussagekraft solcher Tests. Anhand einer Auswahl der SNPs würden weitreichende Aussagen zu Risiken oder Prädispositionen getroffen. Ohne fachliche Beratung könnten Testpersonen zudem falsche Schlüsse aus den Ergebnissen ziehen, die im Einzelfall auch gefährliche Konsequenzen haben könnten. (vbr)