Handys machen Kunden sichtbar

Die Bewegungen von Supermarkt-Besuchern lassen sich ĂĽber das Anpeilen von deren Handys automatisch ĂĽberwachen, ohne dass Handy-Besitzer oder Provider etwas dazu beitragen mĂĽssten.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter SchĂĽler

Laut Medienberichten setzen erste Ladenzentren im Vereinigten Königreich ein Überwachungssystem von path intelligence ein, um die Bewegungen von Kunden zu analysieren. Das Verfahren nutzt Gruppen empfindlicher Sensoren für Handy-Ausstrahlungen, um die Standorte von Handys im Zielgebiet regelmäßig durch Triangulation zu ermitteln und aufzuzeichnen.

Dabei werten die Betreiber offenbar grundlegende Informationen wie die IMSI-Kennung und damit etwa auch die Provider-Anbindungen der Telefonbesitzer aus, um zu erkennen, welche Peilungen sich auf dasselbe Gerät beziehen. Erklärter Zweck der Übung ist die Ermittlung von Bewegungsprofilen, einerseits um festzustellen, wie oft ein Kunde im Laufe von Wochen und Monaten in bestimmten Läden auftaucht, andererseits anscheinend auch, um seine Bewegungen innerhalb eines Ladens auf wenige Meter genau nachzuvollziehen.

Einen Erfolg haben die Marktforscher eines britischen Einkaufszentrums bereits öffentlich gemacht: Nach der Erkenntnis, dass überraschend viele Kunden SIM-Karten deutscher Herkunft verwenden, haben sie für die vermeintlich deutsche Kundschaft zusätzliche Hinweisschilder in deren Muttersprache im Parkhaus angebracht.

Während für diese Maßnahme schon das bloße Auftauchen entsprechender Handys genügt haben mag, stellt die Aufzeichnung von Bewegungsprofilen innerhalb eines Ladens höhere Anforderungen an die Technik. Hierfür sind nämlich Peilungen mindestens alle paar Sekunden erforderlich, und von sich aus dürfte so oft kein Handy seinen Sender einschalten. Will man trotzdem so häufige Peilungen durchführen, muss man dem Mobilgerät entsprechende Vorgaben machen, etwa durch das Vorspiegeln fast unbrauchbarer Empfangsverhältnisse oder durch gezielte wiederholte Login-Aufforderungen, sogenannte Identity Requests. Letztere Vorgehensweise verfolgen geheimdienstliche Fahndungsgerätschaften wie der IMSI-Catcher, der sich in die Kommunikation zwischen Handy und Sendemast einschmuggelt und auch das Abhören von Telefonaten ermöglicht. Sein Einsatz ist in Deutschland nur auf richterliche Anordnung im Rahmen der Terrorbekämpfung zulässig.

Ist die genaue Arbeitsweise von path intelligence auch noch unklar, so zeigt sich insgesamt aber mehr als deutlich, wie brennend der Einzelhandel am Verhalten individueller Käufer interessiert ist. Die Technik von path intelligence scheint dabei heute einen erschwinglichen Weg wenigstens zu grundlegenden Profildaten zu ebnen. Erheblich detailliertere Erkenntnisse sind aber nach einer flächendeckenden Verbreitung RFID-markierter Konsumgüter zu erwarten. Anhaltspunkte für derartige Anwendungen und resultierende Märkte für Informationsagenturen schildert das Magazin c't in der kommenden Ausgabe 12/08, an den Kiosken zu erhalten ab Montag, dem 26. Mai 2008. (hps)