IDF: Intel forscht an neuen 3D-Anwendungen und Sensorik [Update]
Von der Zellteilung bei Stammzellen bis zum Personen- und Straßenverkehr - egal in welchem Maßstab - sollen physikalische Ereignisse der realen Welt schon bald erfasst und mit Daten aus der virtuellen Realität angereichert werden.
In wenigen Stunden öffnet in San Francisco das Intel Developer Forum Fall 2008 (IDF) seine Pforten. Den (auch in den USA bereits vergangenen) "Tag 0" hat Intel genutzt, um diverse Projekte aus den hauseigenen Forschungslaboren vorzustellen.
Mit beträchtlichem finanziellen und personellen Aufwand betreibt der Chipriese zum Beispiel die Verbindung von digitalen Rechen- und Datenkapazitäten mit ihrer physischen Umwelt, erklärte Forschungsdirektor Andrew Chien. Für eine Vielzahl unterschiedlicher sensorischer Auswertungen müssen dafür Rechenkapazität und Netzfähigkeit in hoher Variabilität kosten- und energieeffizient bereitstehen. Auf diesen Gebieten hofft Chien auf wichtige Fortschritte.
Intel Fellow James P. Held – seines Zeichens Leiter des Terascale-Projektes und besser als Jim Held bekannt – prägte das Akronym CVC, das für "Connected Visual Computing" steht. Er sieht großes Wachstumspotenzial bei solchen Visual-Computing-Anwendungen, die mehrere Anwender gleichzeitig benutzen oder in denen sie sich gegenseitig mit Informationen versorgen. Dabei unterschied Held zwischen "Simulated Environments" wie virtuellen Welten, Online-Spielen und 3-D-Kino einerseits sowie "Augmented Reality" andererseits. Dabei werden Bilder der realen Welt mit virtuellen überlagert – beispielsweise um die Informationen eines Nahbereichsradars in die Windschutzscheibe eines Autos einzublenden. Auch die Überlagerung von 3D-Avataren mit Videoaufnahmen realer Umgebungen sei denkbar. So können Computerspieler etwa reale Spielorte wählen.
Laut Held arbeiten Intel-Forscher an vereinfachten Programmiermodellen, mit denen Benutzer 3-D-Inhalte wie virtuelle Charaktere leicht selbst entwerfen können. Damit auch leistungsschwache Endgeräte – wie Mobile Internet Devices (MID), die im IDF-Showroom einen prominenten Platz haben – an virtuellen Welten teilhaben könen, überlegt Intel-Research, wie Server sie bei der Auswertung von Sensordaten unterstützen können.
Jim Held hält Netzangebote wie Second Life für die kommenden Benutzerschnittstellen. Kein Wunder, dass Intel – aber auch IBM – bereits ein Auge auf den Second-Life-Nachbau OpenSim geworfen haben. OpenSim steht unter der BSD-Lizenz und ist Open Source.
Die Erforschung der Sensortechnologie umfasst ein breites Spektrum. Stammzellforscher der Universität Pittsburgh beispielsweise nehmen durch eine Videokamera mit Spezialmikroskop die Aktivitäten von Zellen auf, um die gesamte Lebensdauer einzelner Zellen und ihrer Nachkommen zu verfolgen. Aus den gefilmten Bewegungs- und Verhaltensmustern lassen sich Klassifizierungen treffen, die dann Prognosen auf künftiges Verhalten ganzer Stammbäume – etwa Reproduktionsraten und Lebensdauer – erlauben sollen. Bei der Hautkrebsdiagnose wiederum werden verschiedene Bilder von Hautpartien eines Patienten per Diagnosesoftware ausgewertet und archiviert, um dem Arzt zu helfen, Veränderungen festzustellen und Krebsbildungen früh zu erkennen.
Ein extrem aufwendiges Problem bleibt die autonome Erkennung von Objekten oder gar Personen durch Computer. Gesichter mit großer Genauigkeit in Echtzeit zu erfassen und aus dem Gesichtsausdruck etwa auf Gemütszustand oder Absichten eines Menschen zu schließen, überfordere immer noch die meisten Superrechner, erklärte Chien: "Vier Teraflops Rechenkapazität mit einem Verbrauch von Dutzenden von Kilowatt." Aber Sensordaten im begrenzten Umfang zu sammeln und daraus konkrete Ergebnisse und Handlunganweisungen abzuleiten, soll schon bald auf Handheld-Rechnern möglich werden. In einem der Projekte kann ein Programm mit rund 90-prozentiger Genauigkeit unterscheiden, welches von fünf Familienmitgliedern gerade die TV-Fernbedienung benutzt. Beschleunigungs- und Drucksensoren verraten, wer bei der Bedienung wie heftig schwenkt und schüttelt und wie stark und wie häufig die Knöpfe gedrückt werden.
In dem Projekt "Proactive Wellness" werden Puls, Blutdruck und Bewegungsraten von Probanden mit Körpersensoren gemessen und an einen Mobilrechner gefunkt. Dort analysiert ein Programm die Biosignale und warnt – anhand von ärztlich empfohlenen Werten – vor Überanstrengung oder fordert Schreibtischtäter zu mehr Aktivität auf.
Zum IDF Fall 2008 siehe auch:
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(Erich Bonnert) / (bbe)