Kamera am Steuer - Überwachung oder mehr Sicherheit?

USA: Kameras, die im Wageninneren installiert werden, sollen jugendlichen Autofahrern helfen, weniger riskant zu fahren.

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Von
  • Thomas Pany

Sollen Teenager unbeaufsichtigt Auto fahren? In Deutschland schreibt der Gesetzgeber für Führerscheinneulinge, die noch nicht 18 sind, den erwachsenen Begleiter vor. In den USA wird das zwar seit jeher liberaler gehandhabt, aber die damit verbundenen elterlichen Ängste gibt es auch. Entsprechend wird die Idee, zur Beobachtung des jugendlichen Fahrers eine Kamera im Auto zu installieren, von den meisten Eltern freudig angenommen, von deren Nachwuchs aber nur zögernd und mit Widerständen, wie ein Bericht der Washington Post zeigt.

Über 200 Familien in Southern Maryland nehmen derzeit an einem staatlich geförderten Versuch teil, mit dem die University of Maryland ein Jahr lang herausfinden will, ob der Einsatz der sogenannten In-Car-Camera riskantes Fahren verhindern hilft. Autounfälle mit Beteiligung jugendlicher Fahrer sind nach Informationen der Zeitung ein besonderes Problem in Maryland. Im letzten Jahr starben 112 Fahrer im Alter zwischen 16 und 20 bei Unfällen. Als häufige Ursache die Unerfahrenheit der Lenker angegeben.

Die Kamera, die von DriveCam stammt, wird am Rückspiegel des Autos angebracht. Sie beobachtet das Fahrzeuginnere und die Vorgänge auf der Straße. Führt der Fahrer ein Manöver durch, das eine deutliche Beschleunigung bewirkt – starkes Bremsen oder Kurven – , dann werden die Bilder gespeichert: zwanzig Sekunden vor und nach dem Auslösermanöver. Anschließend wird die Sequenz über ein Mobilfunknetz an DriveCam geschickt, wo das Video begutachtet und mit Tipps und Kommentaren, wie etwa einem Scoring, versehen auf einer Webseite gepostet wird, wo die Eltern die Aufzeichnung einen Tag später anschauen können. Sie werden per E-Mail davon unterrichtet, wenn ein Video gepostet wird.

Die Hersteller betonen, dass man darauf achte, keine Szenen zu zeigen, die peinlich für die Teenager sein könnten. Der Zugang zur Webseite ist passwortgeschützt, die Filme dürfen nicht als Beweismaterial vor Gericht verwendet werden. Laut Washington Post äußern einige der jugendlichen Versuchsteilnehmer dennoch große Vorbehalte gegen die Überwachungskamera im Auto. Ergebnisse aus einer früheren Studie der University of Iowa sind allerdings überzeugend; demnach sollen jene Teilnehmer, welche die Speicherung der Bilder anfänglich besonders oft auslösten, ihr Fahrverhalten sehr deutlich verbessert haben und die Kamera am Ende um 86 Prozent weniger oft beschäftigt haben. Laut Angaben der Automobilinfoseite Edmunds.com haben frühere Studien an High-Schools, die von der Versicherungsgesellschaft American Family Insurance finanziert wurden, gezeigt, dass sich bei Verwendung der Kamera samt pädagogischem Begleitprogramm riskante Fahrmanöver im Versuchszeitraum um 70 Prozent verringerten. ()