Kernel-Log: Was 2.6.28 bringt (5) - Neuerungen für Net- und Notebooks
Optimierungen für die Helligkeitsregelung der Display-Hintergrundbeleuchtung; CPU länger schlafen lassen dank Range-Timer; Touchpad und Framebuffer-Treiber für Eee PC; Festplatten-Erschütterungsschutz für HP Notebooks
Nachdem die heiße Entwicklungsphase des Linux-Kernels 2.6.28, der am Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres erwartetet wird, nun seit knapp drei Wochen abgeschlossen ist, ging die Zahl der pro Woche im Hauptentwicklungszweig aufgenommenen Patches deutlich zurück. Einige nicht unerhebliche Änderungen fanden aber auch in diesem Entwicklungszyklus erst weit nach Ende Merge Window den Weg in den Kernel.
Nachdem die Kernel-Entwickler wie bereits berichtet einen Treiber zur Unterstützung der ACPI Integrated Graphics Device OpRegion Specification einbrachten, fand über die ACPI-Entwickler in der vergangenen Nacht eine Änderung den Weg in den Linux-Kernel, durch den dieser zur Kontrolle der Hintergrundbeleuchtung von Notebook-Displays nun bevorzugt ACPI nutzt. Die Treiber für Net- und Notebooks von Asus (1, 2,), Compal, Fujitsu, MSI, Sony und IBM/Lenovo kümmern sich jetzt nicht mehr um die Helligkeitsregelung, wenn es per ACPI funktioniert; bisher kamen sich diese zwei Verfahren gelegentlich ins Gehege.
Bereits während des Merge Window hatten die Kernel-Hacker indes den Treiber panasonic-laptop aufgenommen, der bei Notebooks aus der Panasonic-Serie Let's Note die Einstellung der Display-Helligkeit ermöglicht und einige zuvor brachliegende Funktionstasten nutzbar macht. Der Treiber für Toshiba-Notebooks beherrscht nun die Kontrolle zum Ein- und Ausschalten von Bluetooth und nutzt dazu das rfkill-Framework.
Die Leistungsaufnahme der CPU senken und so die Akku-Laufzeiten von Notebooks verlängern sollen die Range-Hrtimers. Durch sie kann der Kernel Aufgaben, die problemlos einige Sekundenbruchteile früher oder später ausgeführt werden können, irgendwann innerhalb eines vorgegeben Zeitfensters vornehmen. Dadurch kann der Kernel leichter mehrere Aufgaben bündeln und in einem Rutsch ausführen – das verlängert die Zeit, die die CPU in stromsparenden Schlafzuständen verbleibt, was wiederum den Wechsel in tiefere CPU-Schlafmodi ermöglicht, in denen die Leistungsaufnahme noch geringer ist (siehe auch LWN.net-Artikel zu Range-Hrtimers).
Einige andere Änderungen am CPUFreq-Framework (etwa 1, 2) sollen die Leistungsaufnahme bei unbelasteten CPU weiter reduzieren. Für Notebooks mit Touchpads von Elantech – dazu zählen unter anderem viele EeePCs von Asus – wird 2.6.28 einen speziellen Treiber mitbringen, der zusammen mit aktuellen Versionen des Synaptics-Treibers für X die Nutzung erweiterter Touchpad-Gesten ermöglicht. Zudem unterstützt der Framebuffer-Treiber für Intel-Grafikchipsätze nun den im Eee 901 verbauten 945GME.
Bei den vom Alsa-Projekt gewarteten Audio-Treibern gab es wieder zahlreiche kleinere Änderungen, durch die die Sound-Treiber die bei einigen Notebooks nötige Spezialbehandlung der Audio-Hardware nun auf mehr Geräten als zuvor automatisch aktivieren – darunter die Notebooks Acer Aspire 5920G, Medion MD96630, HP EliteBook 8530p, Toshiba RX1 und Toshiba L305.
Nachdem die Kernel-Entwickler zu Beginn des aktuellen Entwicklungszyklus Libata- und IDE-Unterstützung zur "Disk Shock Protection" aufgenommen hatten, stieß kürzlich noch ein Treiber für die in verschiedenen HP-Notebooks verbauten Beschleunigungssensoren zum Kernel hinzu. Ein Userspace-Programm kann so anhand der Sensordaten die Schreib-/Leseköpfe von Festplatte bei drohender Erschütterung parken lassen, ähnlich wie es die von HP als "HP Mobile Data Protection System 3D" und "HP 3D driveguard" Technik unter Windows macht.
Weitere Commits rund um Notebook-Treiber, ACPI und Stromspartechniken:
- acer-wmi: Add rfkill support for wireless and bluetooth
- acer-wmi: Remove wireless and bluetooth sysfs entries
- asus-laptop: Add support for P30/P35
- eeepc-laptop: Use standard interfaces
- ACPI: cpufreq, processor: Detect old BIOS, not supporting CPU freq on a recent CPU.
- CPUFREQ: powernow-k8: Try to detect old BIOS, not supporting CPU freq on a recent AMD CPUs.
- cpuidle: upon BIOS bug, default to default_idle rather than polling
- ACPI: Add "acpi.power_nocheck=1" to disable power state check in power transition
- ACPI: Load device driver according to the status of acpi device
- dock: add bay and battery hotplug support
- bay: remove driver, all functions now handled by dock driver
- dock: make dock driver not a module
- ACPI: update debug parameter documentation
- ACPI: remove CONFIG_ACPI_EC
- ACPI: remove CONFIG_ACPI_POWER
- ACPI: Change acpi_evaluate_integer to support 64-bit on 32-bit kernels
- ACPICA: New: Validation for predefined ACPI methods/objects
- piix: add Hercules EC-900 mini-notebook to ich_laptop short cable list
- Input: atkbd - expand Latitude's force release quirk to other Dells
- Input: psmouse - add OLPC touchpad driver
- efifb/imacfb consolidation + hardware support
Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:
- 10.11.2008: Neue Kernel, offene Audio-Treiber für X-Fi
- 28.10.2008: Video-Kurzinterviews mit Torvalds, Kroah-Hartman und Co.
- 24.10.2008: 2.6.28-rc1 veröffentlicht, neue Grafik- und Kamera-Treiber
- 24.10.2008: Was 2.6.28 bringt (4) – Verbesserungen bei der Grafik-Unterstützung
- 22.10.2008: Neue Atheros-WLAN-Treiber und Stable-Kernel, radeon vs. radeonhd
- 21.10.2008: Was 2.6.28 bringt (3) – Mistige Treiber
- 21.10.2008: Mehr als 10 Millionen Zeilen in den Linux-Quellen
- 17.10.2008: Was 2.6.28 bringt (2) – Netzwerk-Infrastruktur und -Treiber
- 16.10.2008: Was 2.6.28 bringt (1) – ATA-Unterstützung und Block-Layer
Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)