Knapp 50 Prozent der deutschen Haushalte empfangen TV digital

Laut dem Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten ist das TV-Kabel mit einer nur 21-prozentigen Nutzung des digitalen Empfangs weiterhin das Sorgenkind beim Weg in die neue interaktive Fernsehwelt.

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Digitale Übertragungswege halten zwar verstärkt Einzug in deutsche TV-Haushalte, der große Durchbruch auf dem Weg in die vielfach beschworene, neue interaktive Angebote ermöglichende Fernsehwelt bleibt aber weiterhin aus. Dies geht aus dem Digitalisierungsbericht 2008 (PDF-Datei) und dem zugehörigen Statistikteil (PDF-Datei) der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang (GSDZ) der Landesmedienanstalten hervor, den Oliver Ecke vom Marktforschungsinstitut TNS Infratest am heutigen Dienstag auf dem Kongress der Medienwoche Berlin-Brandenburg vorgestellt hat. Demnach verfügen mittlerweile 46,5 Prozent der Haushalte mindestens über einen digitalen TV-Empfänger.

Sorgenkind der Digitalisierungsbefürworter bleibt weiterhin das TV-Kabel. Trotz einer Steigerung um knapp fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, können bislang erst 21 Prozent der Kabelkunden Fernsehsignale und Datendienste digital empfangen. Gleichzeitig stellt das Kabel mit 52,5 Prozent Marktanteil aber weiterhin den wichtigsten Übertragungsweg, gefolgt vom Satellitenempfang mit 42 Prozent und dem Antennenfernsehen mit 11,1 Prozent. Bei den beiden letzten Bereichen liegt der Digitalisierungsgrad aber deutlich höher. Im terrestrischen Bereich sind inzwischen 95 Prozent der Empfangshaushalte auf das digitale Antennenfernsehen DVB-T umgestellt. Noch in diesem Jahr sollen daher laut GSDZ die letzten analogen Sender hierzulande abgestellt werden. Der Anteil des digitalen Satellitenempfangs ist gegenüber dem Vorjahr um gut acht Prozentpunkte auf knapp 66 Prozent geklettert. Internetfernsehen per IPTV erreicht über dafür ausgebaute DSL-Breitbandnetze erst 0,3 Prozent der Haushalte. Über das offene breitbandige Internet haben rund ein Drittel Zugang zu Fernsehangeboten.

Der Abschluss des "Analog-Digital-Umstiegs" liege entgegen bisherigen Planungen der Bundesregierung "in weiter Ferne", kommentierte Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die Zahlen. Als Ursache für die ihn nicht zufrieden stellende Bilanz machte er aus, dass der Mehrwert der Digitalisierung viele Verbraucher noch nicht überzeuge. Es gebe nach wie vor ein Henne-Ei-Problem: "Das digitale Programmangebot bietet nicht genügend Anreiz zum Umstieg." Umgekehrt falle es schwer, für einen noch kleineren Teil der Haushalte attraktive Programme etwa durch Werbung zu finanzieren. Digitale Innovationen hätten es so weiter schwer.

Als zentrale Frage der Umstellung macht der Bericht die Debatte um die Verschlüsselung von Fernsehprogrammen und damit verknüpften Finanzierungshoffnungen aus. Dabei haben Infrastrukturanbieter, Programmveranstalter und Plattformbetreiber laut Hege einen schwierigen Balanceakt zu meistern. Die Adressierbarkeit digitaler Empfangsgeräte müsse auf jeden Fall mit der Sicherung offener Technologien und dem Verzicht auf übermäßige Einschränkungen der Nutzungsmöglichkeiten für Verbraucher durch Systeme zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM) einhergehen. Die GSDZ hat den Report letztmalig erstellt, da sie mit Inkrafttreten des 10. Rundfunkänderungsstaatsvertrags in die neue Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) überführt worden ist. (Stefan Krempl) / (pmz)