Microsoft klagt gegen mutmaßliche "Klickbetrüger"

Drei Beklagte sollen betrügerisch auf bezahlte Suchergebnisse im Dienst Live Search geklickt haben, um so das Werbebudget von Konkurrenten zu schmälern.

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Microsoft hat beim Bundesbezirksgericht in Seattle Klage gegen drei Personen und ihre Firmen wegen "Klickbetrugs" eingereicht. Der US-Softwarekonzern wirft den Beklagten – zwei Brüdern und ihrer Mutter – vor, massenhaft auf bezahlte Suchergebnisse zu bestimmten Schlüsselbegriffen im Online-Dienst Live Search geklickt zu haben. Jeder Klick kostetet Geld – so sollen die Beklagten das Werbebudget von Website-Betreibern, die mit den Diensten der Beklagten konkurrieren, geschmälert beziehungsweise erschöpft und so ihre eigene Werbung und die von Auftraggebern besser platziert haben.

Der Softwarekonzern will laut einem Bericht der New York Times eine Unterlassungsverfügung erreichen und verlangt 750.000 US-Dollar Schadenersatz. Die Beklagten sollen es auf Anzeigen zu Begriffen wie "auto insurance" und "WoW" abgesehen haben, dem Kürzel für World of Warcraft. Sie betreiben unter anderem im Internet eine Website, auf der sie "virtuelles Gold" für das Online-Rollenspiel anbieten. Außerdem soll einer der Beklagten Autoversicherern möglicherweise seine Klickdienste angeboten haben, um ihre Werbung bei Live Search besser zu platzieren.

Anzeigen-Klickraten werden üblicherweise mit Hilfe von Klickrobotern und Botnets sowie eigens dafür abgestellten Personen gezielt erhöht. Im vergangenen Jahr hatten sich laut dem Bericht Autoversicherer bei Microsoft über die massive Zunahme von Datenverkehr beschwert. Das Unternehmen habe den Weg der Klicks bis hin zu zwei Proxy-Servern verfolgen können, hinter denen sich die auslösenden Computer verborgen haben sollen. Microsoft habe versucht, diesen Datenverkehr zu blockieren, doch sei der Sperre immer wieder ausgewichen worden. Den Beklagten selbst letztlich auf die Spur gekommen sei Microsoft durch einen Hinweisgeber.

Der Klickbetrug war im ersten Quartal dieses Jahres nach Angaben der Markforscher von ClickForensics rückläufig. Demnach waren 13,8 Prozent der Klicks auf Anzeigen betrügerisch; im Quartal zuvor waren es noch 17,1 Prozent. Der Klickbetrug erregte vor vier Jahren Aufsehen, als eine Gruppe von Online-Händlern elf prominente Internetfirmen verklagt hatte. Dabei ging es um den Vorwurf, die Beklagten hätten überhöhte Preise für Anzeigenplätze auf Suchergebnis- und Partnerseiten verlangt, obwohl ihnen bekannt gewesen sei, dass die Klickraten teilweise manipuliert waren. Das Verfahren endete im Jahr darauf mit einem Vergleich. Microsoft hat nun laut New York Times eine der ersten Klagen eingereicht, bei der es den Klickbetrügern selbst an den Kragen gehen soll. (anw)