Mozilla-Chef will umfassende Nutzungsdaten für alle offen legen
Mozilla-CEO John Lilly hat gegenüber heise online seinen Plan zum Sammeln von Informationen über das Surfverhalten von Firefox-Anwendern erläutert. Das Projekt solle demnach einen Mehrwert für die Allgemeinheit schaffen.
John Lilly, CEO der Mozilla Corporation, der 2005 gegründeten Entwicklungs- und Marketingfirma der Mozilla Foundation, hat seinen Plan zum Sammeln von Informationen über das Surfverhalten von Anwendern erläutert, die den Open-Source-Webbrowser Firefox von Mozilla einsetzen. Schon heute würden etwa Internetprovider, Diensteanbieter oder Webseitenbetreiber mit diversen Statistikwerkzeugen umfangreiche Nutzungsdaten erheben, erklärte Lilly gegenüber heise online. "Das passiert überall im Web, auch wenn meist keiner darüber redet." Besser sei es daher, bestimmte Informationen über das Navigieren der Surfer gleichsam im Stil des Open-Source-Prinzips offen zu erheben und im zweiten Schritt auch öffentlich zu machen.
"Damit könnten mehr Leute verstehen, was im Web passiert", verweist Lilly auf einen möglichen Mehrwert für die Allgemeinheit. "Wir wollen die Daten mit allen Interessierten teilen." Der Mozilla-Geschäftsführer betonte zugleich, dass das Vorhaben noch in einem sehr frühen Stadium sei. "Wir wollen zunächst eine Diskussion mit unseren Nutzern darüber führen", sagte Lilly. Es gebe bislang auch keinen Zeitplan für das Projekt. Zugleich unterstrich der langjährige Mozilla-Mitarbeiter, dass die Datensammlung keinesfalls zwangsweise alle Nutzer von Firefox beträfe. Eingeschlossen würden vielmehr allein die Informationen von Anwendern, die sich gemäß dem Opt-in-Prinzip dafür ausgesprochen hätten. Die Daten sollten zudem anonymisiert werden. An diesem Punkt sei anfangs teils falsch berichtet worden.
Drei Datenarten hat Lilly derzeit vor allem im Blick. Es handle sich zum einen um Informationen aus dem Cache des Webbrowsers, in dem aufgesuchte Webseiten zwischengespeichert werden. Darüber hinaus arbeitet die Mozilla Foundation bereits an einem Projekt namens Spectator, über das mit einem Add-on für die kommende Version Firefox 3 Daten zur Konfiguration des Browsers gesammelt und an die Betreiberorganisation geschickt werden. Einige tausend Nutzer haben die Applikation Lilly zufolge bereits probeweise installiert. Darüber hinaus wolle man eventuell auslesen, auf welche Seiten ein Anwender ein Lesezeichen setzt. Daten zur reinen Verbreitung von Firefox gewinnt Mozilla seit Längerem über den Application Update Service (AUS).
Dass bei einer Veröffentlichung der Nutzungsinformationen auch Cyber-Kriminelle, Strafverfolger oder Geheimdienste einfach darauf zugreifen und diese möglicherweise für eine weitere Ausspähung einzelner Surfer einsetzen könnten, ist für Lilly kein Argument gegen die geplante Datenauswertung. Vielfach hätten etwa Ermittler schon heute die Möglichkeit, auf bestimmte, im Verborgenen erhobene Nutzungsdaten zuzugreifen. Mehr Offenheit könne daher auf keinen Fall schaden. Das Vorhaben dürfte trotzdem weiter in der Kritik bleiben, da hierzulande zivilgesellschaftliche Vereinigungen wie der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung mit der Kampagne "Wir speichern nicht" gegen die Erfassung jeglicher Logfiles eintreten. (Stefan Krempl) / (anw)