Münchner Oberbürgermeister lehnt ISO-Standardisierung von OOXML ab
Falls Microsofts Dokumentenformat zum ISO-Standard erhoben würde, könne sich dies schädlich für die Wirtschaft und das Münchner Projekt der Migration zu Linux auswirken, schreibt Christian Ude an den Bundeswirtschaftsminister.
Der Müncher Oberbürgermeister Christian Ude hat sich in einem Brief (PDF-Datei) an den Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Michael Glos für ein klares "Nein" zur Standardisierung des Microsoft-Office-Formats OOXML ausgesprochen. In dem Ministerium werde derzeit eine Stellungnahme des Deutschen Instituts für Normung (DIN) für das ISO-Standardisierungsverfahren vorbereitet. Ude meint, die Stadt brauche allein das bereits ISO-standardisierte Open Document Format (ODF), während der Wettbewerb durch einen konkurrierenden Standard geschwächt werde.
Das Projekt der Landeshauptstadt München, zunehmend freie Software einzusetzen, werde durch ein zusätzliches Format beeinträchtigt. Auch werde die Interoperabilität und die Kommunikation zwischen den Behörden mit den Bürgern wesentlich erschwert, meint Ude. Die Münchner Stadtverwaltung hatte sich im Jahr 2002 dafür ausgesprochen, künftig keine neue Software vom Lieferanten Microsoft zu beziehen. 2003 stimmte der Stadtrat für eine Umstellung auf Linux. In diesem Jahr soll die Migration von 80 Prozent der Desktop-Systeme auf einen LiMux-Basisclient abgeschlossen werden. Dabei kommt das ODF zum Einsatz.
Microsofts OOXML hatte im September des vorigen Jahres die Befürwortung als ISO-Standard nicht erreicht. Die nationalen ISO-Gremien haben nach der Einspruchsberatung Ende Februar bis Ende März Zeit, ihr Votum aus der Vorrunde zu überdenken und gegebenenfalls zu korrigieren. Hier setzt Udes Brief an. Der vor kurzem wiedergewählte Oberbürgermeister erläutert, das ODF werde "in bekannten Softwareprodukten wie OpenOffice, StarOffice und KOffice implementiert und wird von vielen, teilweise konkurrierenden Unternehmen eingesetzt und unterstützt". Besonders kleine und mittlere Unternehmen proftierten vom ODF, da sie durch das "klar strukturierte und technisch leicht handhabbare" Format die Möglichkeit erhielten, Zusatzprodukte und Dienstleistungen anzubieten. Das sei bisher ausschließlich großen Unternehmen vorbehalten gewesen. Nun werde aber die regionale und nationale Wirtschaft gestärkt und es würden neue Märkte erschlossen.
Zwei konkurrierende Schnittstellen zu implementieren sei aufwendiger und teurer, als nur einen Standard unterstützen zu müssen, argumentiert Ude weiter. Wegen der komplexen technischen Umsetzungen hätten nur wenige, vor allem große Anbieter die Möglichkeit, OOXML vollständig einzusetzen. Die Stadt München nutze als kommunaler Dienstleister viele spezielle Fachverfahren, die zum Teil über Schnittstellen für Office-Produkte verfügten. Mit einer Standardisierung von OOXML bestehe die Gefahr, dass in München eingesetzte Fachverfahren nicht unter Linux und OpenOffice betrieben werden können, sondern zum Teil aufwendige Sonderlösungen erforderten. Das Umstellungsprojekt könne verzögert, verkompliziert und verteuert werden. (anw)