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Österreicher wollen Markt für Buchscan-Roboter erobern

Zwei österreichische Unternehmen präsentieren auf der CeBIT ihre Buchscan-Roboter. Mit ihnen drängen sie auf einen bislang vom US-Unternehmen Kirtas dominierten Markt.

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Gleich zwei österreichische Unternehmen drängen auf den bislang vom US-Unternehmen Kirtas dominierten Markt für Roboter, die große Mengen an Büchern scannen sollen: Treventus Mechatronics (Halle 3, Stand C30) und Qidenus Technologies (Halle 3, Stand B65). Beide Firmen sind aus Projekten österreichischer Universitäten entstanden und erst seit 2007 beziehungsweise 2008 auf dem Markt.

RoboticBookScanner von Qidenus

Ihre Geräte verzichten auf das komplette Aufklappen der Bücher. Statt zu 180 Grad wie bei Flachbettscannern werden bei diesen Hochleistungsgeräten die Druckwerke nur zu 60 bis 90 Grad geöffnet, damit sie geschont werden. Beide in Halle 3 präsentierte Modelle schaffen eine vierstellige Seitenzahl pro Stunde. Mehrere Rechner verarbeiten die umfangreichen Datenmengen und führen Texterkennung durch. Kunden sind Bibliotheken, Verlage, Unternehmen mit großen Archiven sowie Dienstleister, die die Scankapazitäten Dritten anbieten.

Der Weltmarkt für solche Hochleistungsroboter dürfte im laufenden Jahr knapp hundert Stück ausmachen. Davon möchte Qidenus mit dem RoboticBookScanner (RBS) ein Viertel abdecken. In dem Apparat kommen zwei auswechselbare Spiegelreflexkameras zum Einsatz, die im Fünf-Sekunden-Takt die Buchseiten fotografieren. Das Umblättern besorgt ein "bionischer Finger", der sich an das Papier anpassen soll. Diese Eigenentwicklung sei schonender als die übliche Ansaugung, so Qidenus.

Durchschnittlich 1500 Seiten, maximal 2500 Seiten pro Stunde können den Angaben zufolge verarbeitet werden. Gegenwärtig wird mit einer Auflösung von 400 dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit fotografiert. Der Preis eines RBS hängt vom jeweiligen Projekt ab, aber inklusive Software, OCR und Beratung muss man mit mindestens 125.000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer rechnen. Leasing ist möglich.

Mit wenigstens 90.000 bis 100.000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer ist der ScanRobot SR300 von Treventus etwas günstiger. Sein Einsatz rechne sich ab einer Menge von 2000 bis 2500 Büchern heißt es bei dem Anbieter. Darunter seien spezialisierte Scan-Dienstleister günstiger. Treventus hat nach eigenen Angaben seit November 2007 21 Roboter verkauft und strebt nun die Marktführerschaft an. Beim SR300 fährt ein Scanschlitten senkrecht herunter. Unten angekommen saugt er zwei Blatt an, scannt beim Hochfahren die jeweils innen liegenden Seiten und bläst die Blätter am Ende mit einem kurzen Luftstoß zur Seite. Bis zu 25 Seiten pro Minute sollen so erfasst werden. Der Hersteller betont, dass sein System durch den Einsatz nur eines beweglichen Teils besonders wartungsarm sei. Die Bilder haben 30 Bit Farbtiefe und 300 dpi Auflösung.

ScanRobot SR300 von Treventus

Für spezielle Printpublikationen wie etwa sehr große Zeitungen eignen sich die beiden Geräte nicht. Darauf hat sich die schweizerische 4Digitalbooks spezialisiert. Deren Systeme klappen die Druckwerke jedoch zu 180 Grad auf und kosten rund 300.000 Euro. Dafür schaffen sie bis zu 3000 Seiten pro Stunde und, bei geringerem Tempo, bis zu 800 dpi Auflösung.

Der fleißigste Buchscanner ist Google, kauft aber offenbar keine Scan-Roboter. Die genaue Vorgangsweise ist ein gut gehütetes Geschäftsgeheimnis, in der Branche vermutet man vorrangig manuelle Scanarbeit. Andere größere Buchscan-Projekte betreiben unter anderem Amazon und die Open Content Alliance, (Daniel AJ Sokolov) / (anw)