Programmieren fĂĽr alle mit Processing 1.0

Mit einer bewusst vereinfachten Variante von Java gelingen auch Programmieranfängern mit wenigen Zeilen grafische Applets und sogar einfache Spiele.

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Die Entwickler der kostenlosen Programmierumgebung Processing haben endlich Version 1.0 zum Download fĂĽr Windows, Linux und Mac OS X freigegeben – nach sage und schreibe 161 vorangegangenen Revisionen. Ein Blick in die Versionshistorie zeigt allerdings, wie diese hohe Zahl zustande kommt: So erschienen alleine seit vergangenem Samstag fĂĽnf neue Ausgaben von Processing, von denen jede ihre fortlaufende Nummer erhielt.

In solchen kleinen Schritten haben die Processing-Gründer Ben Fry und Casey Reas sowie ihr Team seit 2001 ihre Entwicklungsumgebung rund um eine bewusst vereinfachte Variante der mächtigen objektorientierten Programmiersprache Java aufgebaut. Ganz ohne den verwirrenden Überbau, den die Objekorientierung nötig macht, können damit auch blutige Programmieranfänger schon durch eine Handvoll Zeilen auf intuitive imperative Weise Grafiken und Animationen auf den Bildschirm bringen. Der Export als ausführbares Java-Binary oder Applet funktioniert anschließend auf Knopfdruck. Versierte Programmierer hingegen finden in Processing eine Art Code-Skizzenblock zum schnellen Testen von Algorithmen und Visualisierungen – die damit geschriebenen Programme lassen sich später problemlos in eine "erwachsene" Entwicklungsumgebung wie Eclipse übertragen und um avancierte Java-Elemente erweitern.

Die Initiatoren Fry und Reas begannen ihr Projekt als Studenten am MIT Media Lab mit keinem geringeren Ziel, als das Programmieren als ein gängiges Stilmittel unter bildenden Künstlern zu etablieren. Deshalb bringt Processing von Haus aus besondere Talente für statische, animierte und interaktive Grafiken mit und wird mittlerweile nicht nur in der Lehre an Kunsthochschulen verwendet, sondern auch von Grafik-Designern professionell eingesetzt. So waren mit Processing erzeugte Sequenzen schon in Musikvideos von R.E.M. und Radiohead zu sehen.

Processing steht unter Open-Source-Lizenz und viele seiner Fans stellen ihre Programme, Erweiterungen und Bibliotheken ebenfalls frei zur Verfügung. Über siebzig Zusatzpakete fügen Funktionen für Bildverarbeitung, Visualisierung, Klänge und Netzwerkkommunikation hinzu. Sogar selbstgelötete Hardware lässt sich per Erweiterung zur Zusammenarbeit mit Processing überreden.

Die Webseite des Projekts versammelt zahlreiche Beispiele, ausführliche Dokumentationen und Tutorials, steht aber – wie die Software selbst – nur auf englisch zur Verfügung.

Siehe auch:

(pek)