SES Astra: Zahlungsbereitschaft für HDTV ist beschränkt

Der Satelliten-Betreiber SES Astra hat am heutigen Mittwoch in Wien Zahlen zur TV-Versorgung in Europa präsentiert. Danach liegt Deutschland bei der Verbreitung von digitalem Satellitenempfang deutlich hinter Österreich.

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Der Satelliten-Betreiber SES Astra freut sich über einen starken Zuwachs von Haushalten mit digitalem Satelliten-TV in Österreich. Ihre Zahl ist im Jahr 2007 um fast die Hälfte auf 1,44 Millionen gestiegen. Bei der gesamten Satelliten-TV-Verbreitung ist Österreich sogar Europameister. Über 55 Prozent aller TV-Haushalte empfangen Satelliten-TV, davon mehr als 99 Prozent Astra. In Deutschland ist die Zahl der digitalen Satelliten-Haushalte im vergangenen Jahr von 8,17 auf 9,88 Millionen gestiegen. Doch bei hochauflösendem Fernsehen sind die Zahlen nicht so rosig. Zwar wissen viele der befragten Satelliten-Nutzer mit dem Begriff HDTV etwas anzufangen; aber sind offenbar nur wenige bereit, für den HDTV-Empfang ein monatliches Abo zu bezahlen.

Laut SES Astra kennen mit 73,5 Prozent fast drei Viertel der befragten deutschen Satelliten-Haushalte, die nicht bereits ein Premiere HD Abonnement beziehen, den Begriff HDTV. In Österreich liegt dieser Wert mit zwei Drittel etwas niedriger. Doch nur 710.000 deutsche und 100.000 österreichische Haushalte wären bereit, für ein HDTV-Abonnement in die Tasche zu greifen.

Astra erhebt jährlich Marktdaten in 31 Ländern Europas sowie in Algerien, Marokko und Tunesien über insgesamt 70.000 Telefoninterviews und persönliche Befragungen. Im untersuchten Gebiet gab es Ende 2007 unverändert 239 Millionen Haushalte mit TV-Empfang, in einigen Ländern (darunter Deutschland) ist die Zahl jedoch rückläufig. 69 Millionen Haushalte verfügen über Sat-Empfang, davon nutzen 50 Millionen Astra und das Schwesterangebot Sirius. Weitere 67 Millionen empfangen Astra oder Sirius indirekt über ein Kabelnetz.

In Deutschland gibt es insgesamt 37 Millionen TV-Haushalte. Ende 2007 setzten 17,9 Millionen davon primär auf Kabel-, 16,9 Millionen auf Satelliten- und 2,3 Millionen auf terrestrischen Empfang. Weitere 50.000 sahen vorrangig über das Internet (IPTV) fern. Das kleinere Österreich hat mit 40.000 fast ebenso viele IPTV-Haushalte. Nur noch 250.000 Österreicher empfangen hauptsächlich terrestrische Signale, ein Drittel weniger als noch ein Jahr zuvor. Die Gruppe der Kabel-User ist mit 1,25 Millionen fast gleich geblieben, während die Zahl der Satelliten-Haushalte um 130.000 auf 1,9 Millionen gestiegen ist.

Bei der Digitalisierung des Satellitenempfangs ist Deutschland mit 59,2 Prozent fast europäisches Schlusslicht – nur in Slowenien liegt der Wert knapp niedriger. In Großbritannien, Italien, Rumänien und den Niederlanden sind bereits über 99 Prozent der Sat-Empfänger digital. Österreich liegt mit 76,6 Prozent unter dem Durchschnitt aller untersuchten Länder von 82,9 Prozent, aber deutlich vor Deutschland.

Noch in diesem Jahr werden die ersten analogen TV-Transponder von Astra auf digitale Übertragung umgestellt. Welche analogen Programme von einer Abschaltung betroffen sind, will Astra noch nicht verraten. Die Umstellung richte sich jedoch nach dem Wunsch der TV-Anstalten. Die analoge Ausstrahlung werde fortgesetzt "solange die Sender das wollen", sagte Astra-Deutschland-Geschäftsführer Wolfgang Elsäßer am Mittwoch in Wien, der aber auch hinzufügte: "Wir vermarkten keine analogen Kapazitäten mehr." Über einen Transponder können ein analoges TV-Programm, zehn bis zwölf digitale Programme oder vier HDTV-Programme übertragen werden.

Ende dieses Jahres wird Astra gemeinsam mit Eutelsat einen neuen Satelliten in eine Umlaufbahn bringen und auf der Orbitalposition 10 Grad Ost positionieren. Er soll ab 2009 gemeinsam mit einem Netz aus terrestrischen Repeatern DVB-SH-Dienste unter der Marke Solaris ermöglichen. Hörfunk, Video- und Datendienste für Mobilgeräte (auch innerhalb von Gebäuden) und Empfänger in Fahrzeugen sind vorgesehen. Genutzt werden Frequenzen im S-Band (2170 bis 2200 MHz). (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)