Stauwarnung mittels Handydaten: Alles fließt - bis der Stau kommt
In Kürze soll die Stauwarnung mittels der Positionsdaten von Mobiltelefonen von Navteq und TomTom gestartet werden. Es ist ein Lackmus-Test für das "Internet der Dinge".
Über die Stauwarnung mittels der Positionsdaten von Mobiltelefonen haben heise online ebenso wie heise Autos bereits berichtet. In Kürze soll dieser Service nun von Navteq und TomTom gestartet werden. Er ist ein Lackmus-Test für das "Internet der Dinge".
4000 an Brücken angebrachte Infrarotsender, 6500 Induktionsschleifen und 50.000 Fahrzeuge der Marke BMW, die als "Connected Cars" für Navteqs TMCpro ihre Fahrdaten an ein Rechenzentrum schicken, reichen nicht aus: Auf deutschen Autobahnen gibt es knapp 10.000 Flaschenhälse, die für 99 Prozent der Staus verantwortlich sind. Diese Daten präsentierte Ulrich Fastenrath, der Chefentwickler von Navteq auf der CeBIT Preview des Hamburger hightech presseclub. Wer wirklich effektiv vor Staus warnen will, müsse auf die Schwarmintelligenz der Mobiltelefone zurückgreifen.
Mit einem Feuerwerk von Präsentationsfolien demonstrierte Fastenrath, wie die anonymisierten Einbuchungsmeldungen des Providers T-Mobile genaue Daten liefern, die nach PKW und LKW differenziert die Bestimmung eines Verkehrsstaus auf Autobahnen und Bundesstraßen ermöglichen. "Telefonwolken" künden davon, dass viele Fahrer in einem Stau stecken, Abflüsse in verschiedenen Richtungen zeigen, dass die Umleitungen über Bundesstraßen genommen werden. "Floating Phone Data" nennt Navteq die bei T-Mobile eingekauften Daten. Zusammen mit den übrigen Sensordaten der Brücken, Induktionsschleifen und BMWs soll TMCpro in der Lage sein "zuverlässig einen Kollaps des Verkehrs für die nächsten 20 bis 30 Minuten" vorherzusagen. Auch für die bereits im Stau steckenden Pechvögel gibt es Vorteile: Ihnen kann das System bei Einfahrt in den Stau die Staulänge und die Verzögerungszeit übermitteln.
Die Masse der Informationen, die ein System wie TMCpro ausliefern kann (Stauinfos, Wettermeldungen, Emissionsberechnungen usw.) führen dazu, dass die Navigationssysteme der Zukunft selber "Connected Devices" sind, eine winzige SIM-Karte besitzen und mit dem Rechenzentrum via GPRS kommunizieren. Dies gilt nicht nur für Navteq und TMCPro. Auch TomTom folgt mit seinem HDTraffic dieser Entwicklung mit dem Unterschied, dass die Telefondaten bei Vodafone eingekauft werden. In den neuesten Navigationsgeräten sind M2M-SIM-Karten eingebaut, die Vodafone auf der CeBIT-Preview vorstellte.
Mit der Auswertung der Einbuchungsdaten von Mobilfunkprovidern ist noch nicht das Ende der technischen Entwicklung erreicht. Im nächsten Schritt werden sich die "Connected Devices" im Sinne der Car-to-Car-Kommunikation untereinander verständigen und Daten der Fahrzeugsensoren (Nebel, Glatteis) rückmelden. All dies kann das Fahren sicherer machen, doch ein Ziel gilt als illusorisch: Die Abschaffung aller Staus kann nur durch die Abschaffung des Individualverkehrs erreicht werden. (Detlef Borchers) / (jk)