Valhalla: CPU/GPU-Kombination für günstige Slim-Version der Xbox 360
In einer ausführlichen Analyse seziert Xbox-360-Spezialist Dean Takahashi die bisherigen Produktionsprobleme der Xbox 360 und gibt einen Ausblick auf zukünftige Hardware-Revisionen.
US-Journalist Dean Takahashi gilt spätestens seit seinen Buchveröffentlichungen "Opening the Xbox" und "The Xbox 360 uncloaked" als intimer Kenner von Microsofts Spielkonsole, wenn auch seine Veröffentlichungen nicht immer Beifall in Redmond finden. Hatte er im vergangenen Jahr bereits die Einführung der Hardware-Revision Jasper vorausgesagt, für die CPU und GPU im 65-nm-Verfahren gefertigt werden sollen, so hat Takahashi am Wochenende eine umfangreiche Analyse der bisherigen Produktionsprobleme der Xbox 360 veröffentlicht. In seinem Ausblick auf das kommende Jahr schreibt er zudem, dass Microsoft unter dem Codenamen "Valhalla" die CPU und GPU der Xbox 360 in einem einzelnen Chip verschmelzen und dadurch die Produktionskosten nochmals erheblich senken will. Die Single-Chip-Lösung Valhalla würde Microsoft wie zuvor Sony bei der PS2 erlauben, eine kosten- und energiesparende Slim-Version der Xbox 360 zu produzieren.
Nach Takahashis neuem Bericht habe Microsoft seit der Einführung der Xbox 360 Ende 2005 mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Produktionsausbeute zu kämpfen gehabt. So seien während der Startphase nur 32 Prozent der gefertigten Konsolen funktionstüchtig gewesen, was zu den enormen Lieferproblemen in den ersten Monaten geführt habe. Von jeweils 100 Konsolen, die bei Wiston und Flextronix in China vom Band liefen, seien 68 defekt gewesen, sodass man sie nicht verkaufen konnte.
Die mannigfachen Probleme rührten laut Takahashi von einem zu heiß werdenden Grafikchip, zerbrochenen Kühlkörpern, fehlerhaften Speicherchips von Infineon, Problemen bei dem DVD-Laufwerk und Mängeln bei der Festplatte und der Frontabdeckung. Die mehr als 200 Subunternehmen, die Microsoft für die Xbox 360 unter Vertrag genommen hatte, konnten offenbar nicht in der vereinbarten Qualität liefern. So lag etwa die Produktionsausbeute der von IBM gefertigten CPU anfangs nur bei 16 Prozent.
Takahashi spricht von einer Herkules-Aufgabe, die Microsofts Mitarbeiter lösen mussten. Sie hatten erst ein Jahr später als Sony mit der Playstation 3 mit der Entwicklung der Xbox 360 begonnen, sollten aber trotzdem mit der Xbox 360 ein Jahr früher als die PS3 auf den Markt kommen. Zu allem Unheil zog Microsoft später noch wichtige Ingenieure ab, die den iPod-Konkurrenten Zune entwicklen sollten.
Externe Beobachter hätten Microsoft wegen ihrer Software-Mentalität kritisiert, nach der Fehler erst nach dem Verkaufsstart mit einem Patch behoben würden ("fix it later"). Die Ingenieure hatten vor allem damit zu kämpfen gehabt, dass immer wieder neue Features wie die Funk-Controller hinzugefügt wurden, die die Luftzirkulation im Gehäuse behinderten.
Laut Takahashi wollte Microsoft zu viel zu schnell und sparte gleichzeitig bei der Qualitätssicherung. So strich man das Budget für Testmaschinen und Beratung der kanadischen Firma Cimtek von 25 Millionen US-Dollar auf 23 Millionen zusammen. Takahashi vermutet, dass Microsoft viele Probleme hätte früher erkennen können, wenn ausreichend Testmaschinen zur Verfügung gestanden hätten.
Weil die Produktionsausbeute deutlich langsamer wuchs als erwartet, setzte Microsoft die Fertigung neuer Xbox 360-Konsolen zwischen Januar und Juni 2007 komplett aus. In diesem Halbjahr wurden lediglich zuvor produzierte Konsolen abverkauft. Als Ergebnis der umfangreichen Fehleranalsyse kam Mitte 2007 die Falcon-Revision mit HDMI-Anschluss und 65-nm-CPU auf den Markt, die heute in allen Xbox-360-Versionen zu finden ist. In Falcon wurde unter anderem der nur 50 Cent teure GPU-Kühler gegen eine 5-Dollar-Version mit Heatpipe ausgetauscht. Takahashi erwartet, dass aber erst die Jasper-Version mit seiner 65-nm-GPU die Hitzprobleme endgültig beseitigen wird.
Die Schuld, dass die Chip-Produktion erst so spät umgestellt wird, gibt Takahashi Taiwan Semiconductor Manufacturing, die die GPU für Microsoft fertigen. Ab welchem Termin die Jasper-Modelle im Handel zu finden sind, verraten aber weder Takahashi noch Microsoft. Allerdings sei die aktuelle Preissenkung der Xbox 360 in den USA erst durch die Jasper-Boards möglich geworden. Der stille Wechsel sollte also demnächst vonstatten gehen. (hag)