Weltweite Datenschutznormen - eine Aufgabe für die Vereinten Nationen?

Einigen Expertenstimmen zufolge sollen sich weltweite Autoritäten wie die UN, aber auch Normungsorganisationen wie die ISO zunehmend um Datenschutzfragen kümmern. Andere weisen auf die Verantwortung jedes Einzelnen für den digitalen Identitätsschutz hin.

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Von
  • Monika Ermert

Globale Datenschutznormen seien ein notwendiger nächster Schritt auf dem Weg zum besseren Schutz der Identität – so Thilo Weichert, Chef des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz in Schleswig-Holstein (ULD) anlässlich der Fachtagung Domainpulse in Dresden. Weichert sagte, die Vereinten Nationen, aber auch internationale Standardisierungsorganisationen wie die ISO seien gefordert. Der Datenschützer widersprach damit entschieden Äußerungen verschiedener Unternehmensvertreter, die dafür eintraten, dass die Pflege der eigenen Online-Reputation vor allem Privatsache sei.

Tim Cole von Kuppinger Cole + Partner, einem auf ID-Management spezialisierten Consulting-Unternehmen, sagte: "Meine Jugendsünden sind vergessen, die meiner Tochter werden weiter leben. Aber soll man keinen Spaß mehr haben?" Cole wünschte sich "ein bisschen mehr Entspannung" im Umgang mit Daten im Netz.

Kommunikationsberater Klaus Eck von imagecapital riet, nicht auf die Unterstützung von staatlicher Seite zu warten, wenn es um den Schutz der eigenen digitalen Identität gehe: "Da warten wir vermutlich zehn, zwanzig oder dreißig Jahre. Dann sind wir tot." Vielmehr sei es eine "Vereinbarungsfrage" und eine "Verantwortungsfrage", was man an Informationen über die eigene Person im Netz akzeptiere. Manches Problem lasse sich auch durch einen Anruf aus der Welt schaffen.

Seit einiger Zeit weisen Datenschützer auf Risiken hin, die durch unbedachte Nutzung von Social Networks im Zusammenhang mit dem Unterschätzen der Geschwätzigkeit von Internet-Suchservices entstehen. Michael Lindenberg von der "Freunde-Suchmaschine" StayFriends ist bemüht, Besorgnis zu dämpfen: Der Helpdesk seines Unternehmens arbeite sehr schnell, wenn jemand sich entscheide, dass er eine Seite nicht mehr öffentlich machen wolle. Durch eine Mitteilung an Google sorge StayFriends zudem dafür, dass die Seite möglichst umgehend erneut "gespidert" werde und die Aktualisierung dadurch auch in den Google-Bestand gelange. Datenschützer Weichert hatte die Herausnahme von Einträgen, die einmal bei Google gelistet werden, als schwierig, langwierig und manchmal unmöglich bezeichnet.

Lindenberg nannte die Zusammenarbeit mit großen Anbietern dagegen oft einfacher als mit den kleinen, die persönliche Daten ungefragt aus Google auslesen und zusammenstellen. Er gab allerdings zu bedenken: "Unsere Möglichkeiten enden an den Grenzen unseres Portals. Erst bei der Verknüpfung von Identitäten wird es gefährlich."

Mit einem Appell wandte sich der Privacy-Experte Andreas Pfitzmann von der Technischen Universität Dresden an die Informatiker bei den Registries. Sie sollten sichere Tools für das Identitätsmanagement der Nutzer bereitstellen. "Wir haben diese Tools noch nicht", sagte er. Insbesondere gelte es, eine Infrastruktur zu schaffen, die dem Einzelnen keine festen Identifizierungsmerkmale bei der Kommunikation im Netz zuweise. Leider werde mit der Vorratsdatenspeicherung aber gerade alles in die falsche Richtung umgebaut. Wenn man digitale Identität besser schützen und auch einen technisch-organisatorischen Rahmen dafür schaffen wolle, dürfe man nicht auf die deutsche Politik hoffen. "Das müssen wir selbst machen", sagte Pfitzmann. (Monika Ermert) / (psz)