USA am langen Internet-Hebel

Noch reichen hohe Zugriffszahlen, um die Erreichbarkeit US-kritischer Websites einzuschränken.

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Von
  • Axel Kossel

Der Krieg im Irak wird nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Informationen geführt. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld fand es "unglücklich", dass der Nachrichtensender CBS Bilder gefangener US-Soldaten zeigte. Die unerwünschten Bilder, die im irakischen Fernsehen und vom arabischen Sender al-Dschasira verbreitet wurden, findet man auch im Internet. Allerdings sind einige Server, auf denen nicht gerade USA-freundlich berichtet wird, zumindest zeitweise kaum erreichbar.

So kursieren bereits Verschwörungstheorien, die USA sabotiere unbequeme Nachrichtenquellen. Leser wiesen uns auf Ausfälle etwa von Aljazeera.net hin und baten uns, diese zu untersuchen. Aljazeera.net wird von Horizons betreut, einer in Katar ansässigen Agentur, die auf Webinhalte in arabischer Sprache spezialisiert ist. Zumindest einer der Aljazeera.net-Server steht aber in Frankreich. Beim Zugriff darauf gehen im Backbone der France Telekom immer wieder IP-Pakete verloren. Das wird offenbar durch Überlastung der Server und nicht durch gezielte Manipulationen ausgelöst.

Technisch ist es aber nicht ausgeschlossen, dass die USA bei einer weiteren Zuspitzung der Lage pro-irakische Websites zensiert. Sie übt großen Einfluss auf das Domain Name System (DNS) aus, das Server- in IP-Adressen übersetzt. Daran ändern auch die Verwaltung durch die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) oder Initiativen wie das europäische ORSN (Open Root Server Network) wenig. Zehn der dreizehn DNS-Rootserver stehen in den USA. Außerdem sitzen dort die Registrierungsstellen der wichtigen Toplevel-Domains (z. B. .net, .org und .com) in den USA. So könnte Network Solutions jederzeit die Domain Aljazeera.net löschen.

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