US-Wahlkampfsites sollen umgelenkt werden

Nach der Abschaltung des Domainnamens Vote-auction.com rufen Internetaktivisten zum Gegenschlag auf.

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Von
  • Arne Mertins

Schon einmal hatte RTMark im Zentrum eines Internetkampfes Marke David gegen Goliath gestanden. Unter dem Slogan "Toywars" hatte die Künstlergruppe Etoy gegen das E-Commerce-Unternehmen eToys gekämpft, nachdem auf Betreiben des Spielwarenunternehmens die Domain der Künstler gesperrt worden war. Nach wochenlangen Kämpfen, bei denen RTMark für die wichtige US-Publicity gesorgt hatte, waren die Künstler und Netzaktivisten siegreich aus der Auseinandersetzung hervorgegangen.

Diesmal geht es um die umstrittene Webplattform für den Wahlstimmenhandel Vote-auction.com. Der Amerikaner James Baumgartner hatte zunächst die Site Voteauction.com zur Kritik des amerikanischen Wahlsystems eingerichtet, bei dem mit großen Wahlspenden Einfluss auf die Politik zukünftiger Präsidenten erkauft wird. Konfrontiert mit der Klagedrohung der New Yorker Wahlbehörde hatte Baumgarter die Site an einen österreichischen Jungunternehmer abgetreten.

Doch dann meldete sich die Wahlbehörde von Chicago und beantragte eine einstweilige Verfügung gegen die Aktivitäten von Voteauction.com. Das als Beklagte ebenfalls genannte US-Unternehmen Domain Bank löschte daraufhin die Domain von Voteauction.com. Doch die österreichischen Betreiber gaben nicht auf und registrierten den nur unwesentlich veränderten Domainnamen Vote-auction.com bei einem deutschen Unternehmen.

Dem Antrag der Wahlbehörde von Chicago wurde inzwischen stattgegeben, und diese hat sich anscheinend per Email an die Schweizer Organisation Core gewandt, die außerhalb der USA registrierte Dotcoms verwaltet. Core suspendierte daraufhin Vote-auction.com. Ganz unabhängig vom Inhalt von Vote-auction.com ist diese Vorgehensweise insofern fragwürdig, als dem Wunsch eines lokalen US-Gerichts zur Sperrung einer in Europa registrierten Domain unverzüglich gefolgt wurde. Die Betreiber erfuhren einen Tag später davon, der Schriftverkehr beschränkte sich auf eine minimal gehaltene Mitteilung.

RTMark greift nun in die Auseinandersetzung ein und versucht am Vorabend der US-Präsidentschaftswahl noch schnell die Publicity-Maschinerie anzukurbeln. RTMark bietet dem, der es als erster schafft, den Domainnamen der Website von einem der großen Präsidentschaftskandidaten auf die IP-Adresse der Website von Vote-auction.com (62.116.31.68) umzulenken, ein Preisgeld an. Dieses ist mit 300 US-Dollar allerdings nicht gerade üppig. Weitere 200 Dollar sind für denjenigen reserviert, dem es gelingt, die Domain der Website eines großen Internetmediums auf die Auktionsseite umzulenken.

Hintergrund in Telepolis: Email aus USA (ame)