Hollywood verlangt Schutz vor Raubkopierern

Nach den Musikkonzernen will nun auch Hollywood klare Fronten schaffen beim Kampf um das Kopieren von Unterhaltungsmaterial.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 304 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tilman Streif
  • dpa

Die Senatorin Dianne Feinstein hielt bei einer Anhörung im US-Justizministerium eine DVD in der Hand. Auf dem Silberling sei eine Raubkopie des Zeichentrick-Kassenschlagers Shrek, sagte Feinstein. Dagegen müsse Washington einschreiten. Der Streit um Napster und Co. sei erst der Anfang. Jetzt drohten der amerikanischen Film- und Fernsehindustrie Millionenschäden. Die Kalifornierin vertritt die Interessen der wichtigsten Exportbranche ihres Heimatstaates. Nach den Musikkonzernen will nun auch Hollywood klare Fronten schaffen beim Kampf um das Kopieren von Unterhaltungsmaterial.

Beim Online-Auktionshaus Ebay tauchen Kopien des Oscar-Favoriten Der Herr der Ringe auf. Unter der Adresse www.movie88.com fanden zum Preis von einem Dollar pro Film illegale Übertragungen von Klassikern wie Apocalypse Now statt, bevor die Motion Picture Association bei den taiwanischen Behörden die Schließung der Website erwirken konnte. Und Benutzer des digitalen Videorekorders ReplayTV 4000 tauschen via Internet untereinander Kopien von populären Fernsehshows aus. Mit diesen Zuständen wolle man sich nicht mehr abfinden, sagte unlängst der Chef des Disney-Konzerns, Michael Eisner.

Mit immer neuen und immer besseren Kopiertechnologien würden die Filmstudios hereingelegt, sagte Eisner vor dem Handelskomitee des US-Senats. Seine Kritik richtete sich an Computerhersteller wie Apple und an Softwarefirmen wie Microsoft. Deren Produkte, vom tragbaren "Dateien-Kopierer" iPod bis zum Multimedia-Programm Media Player, würden die Arbeit der Raubkopierer erleichtern. Zum Schutz der eigenen Ware verlangt die Film- und Fernsehindustrie nun in Washington ein Gesetz, das den Einbau von Kopierschutz in PCs und anderen elektronischen Geräten zwingend vorschreibt.

Dabei hat Hollywood einflussreiche Politiker wie Dianne Feinstein und deren Senatskollegen Ernest Hollings auf ihrer Seite. Von Hollings stammt ein Gesetzesentwurf namens Consumer Broadband and Digital Television Promotion Act (CBDTPA), mit dem das freie Kopieren erheblich eingeschränkt werden soll. In Zukunft sollten alle Medienprodukte mit einem digitalen Wasserzeichen versehen werden; zugelassen wären nur Abspielgeräte, die den Kopierschutz akzeptieren.

Nicht nur die Electronic Frontier Foundation spricht sich gegen das Gesetz aus, weil sie befürchtet, dass damit das ganz legale Recht der privaten Kopie für die Konsumenten beschnitten würde. Auch Vertreter der Konsumentenelektronik-Industrie haben Einwände: Die neue gesetzliche Grundlage würde nicht nur Milliarden kosten. Sie würde auch das Geschäft der Hersteller behindern, die ja gerade mit der Verfügbarkeit von Daten überall und von jedem Gerät aus werben.

Verboten würde, so sieht es die vorläufige Fassung des Gesetzes vor, jedes interaktive digitale Gerät, das keine genehmigten Sicherheitstechnologien besitzt. Sollte diese Formulierung tatsächlich zur Vorschrift werden, dann dürfte zumindest in den USA kein einziger der derzeit marktüblichen CD-Brenner mehr verkauft werden. Allerding ist die Vorlage von Senator Hollings unter den US-amerikanischen Politikern nicht unumstritten. So hat sich zum Beispiel Patrick Leahy, Senator des Bundesstaates Vermont und Vorsitzender des Justizausschusses des Senats, gegen den CBDTPA ausgesprochen.

Alternativen zum illegalen Online-Vertrieb von digitalisierten Filmen gibt es bereits. MGM nutzt neuerdings als erstes großes Hollywood-Studio das Internet zum Vertrieb der eigenen Produkte; unter der Adresse www.cinemanow.com gibt es neben gebührenpflichtigen Leinwandhits zum Herunterladen auch Kurzfilme, die von registrierten Nutzern kostenlos angesehen werden dürfen. (Tilman Streif, dpa) / (anw)