Das Ultimatum an Saddam Hussein ist abgelaufen

Nachdem das Ultimatum des US-Präsidenten verstrichen ist, wird in Kürze mit einem Angriff der US-amerikanischen und britischen Truppen gerechnet.

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Das von US-Präsident George W. Bush an Saddam Hussein vor zwei Tagen gestellte Ultimatum ist abgelaufen. Weder der irakische Präsident noch seine Söhne haben das Land wie verlangt verlassen. Der US-Präsident hatte gestern dem Kongress in Washington gemeldet, dass die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung der Irak-Krise gescheitert seien. Für diesen Fall hatte das Parlament Bush im Herbst 2002 eine Kriegsermächtigung erteilt. Im Laufe des gestrigen Tages war bereits gemeldet worden, dass US-amerikanische Truppen in die entmilitarisierte Zone der Grenze Kuwaits zu Irak vorgedrungen seien. Mittlerweile haben die US-amerikanischen und britischen Sreitkräfte damit begonnen, den Irak anzugreifen.

Am gestrigen Mittwoch wollte der UN-Sicherheitsrat noch einmal ausloten, welche Alternativen es zu einem Krieg gibt, und seinen Anspruch als das zentrale Gremium für die Bewältigung von Krisen unterstreichen. Auf der Sitzung, an der auch der deutsche Außenminister Joschka Fischer teilnahm, bedauerte der Chef der UN-Rüstungskontrollkommission Hans Blix, dass er seine Arbeit im Irak nicht fortsetzen konnte. Fischer sprach von einer "bitteren Stunde", mit Bedacht dessen, was der bevorstehende Krieg für Zivilisten und Soldaten bedeute. Der Wechsel einer Regierung durch den Militäreinsatz sei in der UN-Charta nicht vorgesehen.

Indes spekulieren in US-amerikanischen Medien Marktforscher über die Aufteilung des Fells des noch nicht erlegten Bären Irak. Nach Jahren des Handelsembargos habe sich das Land nicht entwickeln können, die IT-Infrastruktur sei nur wenig ausgebaut. Es gebe beispielsweise lediglich eine .iq-Domain, und die sei in den Vereinigten Arabischen Emiraten registriert. Neben den Öl-Multis und anderen Unternehmen stünden daher auch einige Hightech-Firmen in den Startlöchern. Doch ob sie gewillt sind, in den Irak zu investieren, hänge vom Charakter des Saddam Hussein folgenden Regimes ab. Experten schätzen das anfängliche IT-Investitionsvolumen auf 5 Milliarden US-Dollar.

Wie schon bei der Operation Desert Storm vor zwölf Jahren wird sich die Taktik der Kriegsparteien auch diesmal nicht auf rein militärische Mittel beschränken: Beide Seiten werden mit gezielt gestreuten (Des)-Informationen versuchen, die Weltöffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen. Da die meisten unabhängigen Journalisten den Irak verlassen haben, besitzen die USA auf dem Medien-Schlachtfeld von vornherein die Oberhand. Zudem befinden sich auch die technischen Mittel der Kommunikation unter Kontrolle der Supermacht: Alle Internet-Verbindungen aus dem Irak laufen über die USA oder Großbritannien.

Auch die zugelassenen US-amerikanischen Medien sind längst in Stellung gegangen. Neben den üblichen Übertragungswegen wollen die Fernsehanstalten auch verstärkt auf Computertechnik setzen. So zitiert USA Today Mitch Gelman, Executive Producer bei CNN.com, das Internet-Angebot werde mit digitalen Kameras und drahtlos vernetzten Notebooks vom Kriegsschauplatz berichten. "Wir wollen die Schnelligkeit des Fernsehens mit der Tiefe der Presse kombinieren", heißt es. CNN.com will beispielsweise mit 3D-Grafiken Bombenabwurfstellen dokumentieren und Berichte von CNN Radio ausstrahlen. ABCNews.com will seinen Abonnenten Live-Bilder aus Irak und Katar liefern.

Unter der Internet-Adresse " target="_blank">www.disinfopedia.org sind Artikel zusammengestellt, die beschreiben, was die Initiatoren des Projekts und die Leser für Falschmeldungen und Irreführungen der US-Regierung halten. In Anlehnung an die dem Irak vorgeworfenen Massenvernichtungswaffen haben die Projektbetreiber eine zusammenfassenden Darstellung unter dem Titel "Massentäuschungswaffen" veröffentlicht. Internet-User können eigene Beiträge über ihre Erfahrungen zu der Site hinzufügen; die Enzyklopädie arbeitet auf einer Wiki-Plattform.

Eine Initiative von deutschen Journalisten will sich mit einer Rechercheplattform gegen "Kriegspropaganda" wehren. Auf Journalismus.com finden sich diverse Internet-Quellen zum Thema Irak. Außerdem haben die Journalisten eine gemeinsame Anti-Kriegsaktion im Internet gestartet. Mit einer symbolischen Aktion wollen sie "Nein zum Krieg" sagen und ihre Betroffenheit über die möglichen Opfer ausdrücken. Sie rufen alle Journalisten auf, am Tage des Kriegsausbruchs ihre Webseiten schwarz zu färben. Auch andere Friedensaktivisten nutzen das Internet, um sich am "Tag X" für Demonstrationen zu verabreden.

Das Magazin für Netzkultur Telepolis hat zum Irak-Konflikt eine eigene Rubrik eingerichtet. Die Redaktion wird in den kommenden Wochen regelmäßig über wichtige Ereignisse im Zusammenhang mit der Irak-Krise berichten.

Internet-Angebote zur Irak-Krise

(anw)