Infineon-Chef droht mit Abwanderung

Ulrich Schumacher greift in einem Zeitungsinterview die Politik der Bundesregierung scharf an.

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Ulrich Schumacher warnt vor einer Abwanderung deutscher Unternehmen der Zukunftsbranchen als Reaktion auf die Wirtschaftspolitik der Regierung. Das machte der Vorstandsvorsitzende des Chipherstellers Infineon in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung deutlich: "Wir sind an einem Punkt angelangt, bei dem wir uns schwertun, noch in Deutschland zu investieren." Infineon könne seine Technologien in allen Teilen der Welt produzieren.

"Wirtschaftspolitisch sind wir auf dem falschen Weg", hatte Schumacher laut dem Zeitungsbericht auf einer Veranstaltung der American Chamber of Commerce in Frankfurt betont. "Ich kenne keinen mehr, der nicht langsam die Sorgenfalten auf der Stirn hat." Daher würden immer mehr deutsche Unternehmen, auch aus dem Mittelstand, Arbeitsplätze ins Ausland verlegen. Das sollten sie nicht mehr heimlich tun, sondern offen kommunizieren.

Schumacher kritisiert in der Zeitung den "starren Arbeitsmarkt", hohe Lohnnebenkosten und die teure öffentliche Verwaltung in Deutschland. Der Plan der Bundesregierung, die Verlustvorträge von Unternehmen zu begrenzen und damit eine faktische Mindestbesteuerung zu schaffen, sei schädlich für die Hochtechnologie-Branche. In Phasen des Aufschwungs brauche sie jeden Euro für Investitionen.

Infineon beschäftigt in Deutschland rund 15.700 Mitarbeiter, darunter 5.000 in einer der modernsten Halbleiterfabriken in Dresden. Vor kurzem sorgten Schumachers Vorschläge für Unmut, nach denen ein Leistungsprinzip des Standorts Dresden unternehmensweit durchgesetzt werden soll. Jeder Vorgesetzte soll pro Jahr fünf Prozent besonders leistungsschwacher Mitarbeiter heraussuchen. Ist bei diesen keine Leistungssteigerung in Sicht, wird ihnen die Trennung per Aufhebungsvertrag in Aussicht gestellt. Die letzten Quartalszahlen wiesen einen Nettoverlust von 506 Millionen Euro auf. (anw)