Intel streicht Chipsätze und verschiebt USB 2.0
Intels November-Roadmap enthält neben neuen Preisen eine Fülle kleinerer Änderungen und Abkündigungen.
Intels November-Roadmap enthält nicht nur die bereits veröffentlichten neuen Preise ab Dezember 2000, sondern zusätzlich eine Fülle kleinerer Änderungen und Abkündigungen. Man erfährt mehr über das geplante schnelle Ableben des jüngst vorgestellten 423poligen Pentium 4, der schon Mitte nächsten Jahres, noch vor Erscheinen des Nachfolgers Northwood, auf mPGA478 umgestellt werden soll. Und damit die Roadmap nicht so unübersichtlich wird, hat Intel kurzerhand den Tehama-E-Chipsatz (mit dem neuen ICH3-Hub) ersatzlos gestrichen.
Stattdessen soll der SDRAM-Chipsatz Brookdale den Job neben dem aktuellen Tehama 850 (mit dem teuren Dual-Channel Rambus) übernehmen. Aber auch Brookdale wird auf den ICH3 verzichten, der ja USB-2.0 unterstützen soll. Nur im Mobile Bereich will Intel im Jahr 2001 mit einem mobile ICH3 aufwarten. Den Verzicht auf den ICH3 im Desktop- und Server-Bereich begründet Intel mit zu großen Risiken in der Ankurbel-Phase des Pentium 4. Schlechte Erfahrungen mit Bugs früherer Chipsatz-Versionen haben den leiderprobten Hardware-Riesen zu diesem Schritt veranlasst, man setzt lieber erst einmal auf bewährte, hausbackene Technik.
Erstmals bestätigt die Roadmap auch, dass der Brookdale-Chipsatz im zweiten Quartal 2002 dann auch DDR-SDRAM unterstützen soll. Diese Planung ist derzeit allerdings noch – wie sich Intel auszudrücken pflegt – "POR": Plan Of Record, was man wohl grob mit Absichtserklärung übersetzen könnte.
Bis Mitte nächsten Jahres soll der Pentium III noch weiterleben – ja, sogar ein Relaunch der so unrühmlich wieder vom Markt genommenen 1,13-GHz-Version ist noch vorgesehen, bevor im dritten Quartal 2001 der Nachfolger Tualatin mit 1,26 GHz auf den Plan tritt. Dieser Chip in 0,13-µm-Kupfer-Struktur wird für Desktops entgegen ursprünglichen Planungen doch nur mit 256 KByte L2-Cachespeicher ausgestattet sein, während seine Mobile -und Server-Kollegen mit 512 KByte gesegnet sind. Der vorgesehene Begleit-Chipsatz Almador (mit ICH3) ist für den Desktop-Bereich völlig gestrichen worden: stattdessen soll eine neue Version (Step B) des bewährten 815/E(P)-Chipsatzes die Boards Tualatin-tauglich machen.
Im Low-Cost-Bereich will Intel die Celerons bis zum Jahresende 2001 auf 900 MHz und mehr bringen. Bei den Mobilen ist man etwas riskofreudiger. Hier ist schon zum Jahresanfang zunächst ein 900-MHz mobile Pentium III mit SpeedStep vorgesehen (Coppermine-T), dem im April ein 1 GHz-Kollege folgen soll. Im dritten Quartal soll dann die mobile Ausführung des Tualatin – mit 512 KByte L2-Cache – verfügbar sein. Dann endlich wird man auch den Almator-Chipsatz bewundern dürfen, dessen ICH3 USB-2.0 unterstützt.
Für die Mini-Notebooks kommen in Q1/2001 besonders stromsparende LV-Versionen mit 700 MHz auf den Markt, die im Lauf des Jahres auf 750 MHz beschleunigt werden. Und für die ganz kleinen Sub-Notebooks hat Intel Mobile Celeron-Prozessoren vorgesehen, die mit SpeedStep zunächst mit 500/300 MHz und in der zweiten Jahreshälfte mit 600/300 MHz aufwarten sollen und die dank 1,1 V Kernspannung keinen Lüfter mehr benötigen.
Schließlich gibt es noch die Server und Workstation-Linie, für die Intel im nächsten Jahr die größte Auswahl bereit hält. Da ist natürlich der 64-Bitter Itanium, der jetzt mit 733 MHz in Pilotsystemen ausgeliefert wird. 800 MHz sind im ersten Quartal 2001 zu erwarten. Doch bevor Itanium so richtig in Schwung kommt, kündigt sich schon sein Nachfolger McKinley an, für den Pilotsysteme im Q4 projektiert (oder neudeutsch im Intel-Slang ausgedrückt ge"POR"t") sind. Parallel dazu erscheint der große Bruder des Pentium 4 namens Foster. Vorgesehener Launch-Termin ist irgendwann im zweiten Quartal 2001 mit 1,4, 1,5 und 1,7 GHz.
Der Chip benötigt einen neuen Sockel mit 603 Pins. Er wird wohl zunächst ohne L3-Cache in Dual-Prozessor-Boards mit Intel 860-Chipsatz (Colusa) für Rambus oder ServerWorks GC HE (SDRAM) auf den Markt kommen und später dann im Q3 auch mit 512K und 1MByte L3-Cache aufwarten können (für 4-fach Server). Foster soll dann genauso wie der Pentium 4 die 2-GHz-Grenze durchbrechen. Der auf 0,13 µ geshrinkte Nachfolger (also das Server-Gegenstück zu Northwood) heißt neuerdings nicht mehr Gallatin, sondern Prestonia. Er ist für das erste Quartal 2002 eingePORt.
Ob Prestonia einen neuen Chipsatz braucht, ist noch unklar. Zwar wird ein neuer Chipsatz namens Placer dafür entwickelt, Intel hofft aber, dass der 860-Chipsatz "überredet" werden kann, auch mit Prestonia zu arbeiten. Daneben führt die Roadmap noch einen weiteren Prestonia-Chipsatz namens Plumas auf, von dem es zusätzlich noch für Low-Cost eine Light Edition gibt: Plumas-LE. Die Unterschiede zwischen Plumas und Placer bleiben jedoch im Dunkeln, wahrscheinlich unterstützt der eine DDR-SDRAM und der andere Rambus.
Wie das Rambus-Abenteuer bei Intel weitergehen soll, klingt in der Roadmap nur mit dem vieldeutigen Satz "Insure adequate supply for RDRAM" an, dem sich die Aufforderung anschließt: "Please order now for forecasted ramp". Das kann sich auf die Rambus-Prämie beziehen, die Intel derzeit auszahlt (70 Dollar pro Board): Also sollen die OEMs gefälligst jetzt Rambus kaufen, um den Pentium-4-Markt anzukurbeln. Oder soll das etwa heißen, dass die Versorgung mit Rambus im nächsten Jahr nicht sichergestellt ist? (as)