Verteiltes Rechnen sollte Xbox Public Key knacken [Update]

Das Neo Project wollte zwar den von Microsoft gehüteten Xbox-Kopierschutz knacken, eine Konfrontation mit dem Unternehmen aber vermeiden. Der Versuch wurde aber wieder abgebrochen.

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Von
  • David Adamczewski

Modchips boten bisher die einzige Möglichkeit, auf der Xbox nicht von Microsoft zertifizierte Software abzuspielen. Dies soll sich nach dem Willen des kanadischen Teams vom Neo Project ändern. Die Programmierer setzen auf die Idee des verteilten Rechnens, um den Xbox Public Key zu knacken. Gelingt dies dem Team, könnte es die vom mp3.com- und Lindows-Gründer Michael Robertson ausgeschriebene Prämie in Höhe von 100.000 US-Dollar kassieren -- zehn Prozent davon warten auf denjenigen, dessen Rechner den Schlüssel findet. Dieser Geldregen soll diversen Teams als Reiz dazu dienen, das alternative Betriebssystem Linux auf der Xbox ohne Hardwaremodifikationen starten zu können.

Wie auch bei der vom Neo Project initiierten Entschlüsselung des RSA-576-Key müssen Interessierte lediglich den kostenlosen Windows-Client (3,82 MByte) in der Version 1.0.6 von der deren offiziellen Webseite laden und installieren. Die Datenpakete empfängt die Software auf Knopfdruck automatisch, wertet diese aus und schickt sie an den zentralen Server in Kanada. Ein Linux-Client soll demnächst folgen.

Die geringe Chance, den Schlüssel zu knacken, dürfte jedoch selbst eine große Teilnehmerzahl nicht sonderlich erhöhen. Denn um den von den RSA Laboratories erstellten 2048-Bit-Schlüssel der Xbox auf diesem Weg zu ermitteln, bräuchte man nach eigenen Angaben eine halbe Ewigkeit. Selbst um nur einen 1024-Bit-Schlüssel zu knacken, müssten nach Angaben des Projekt-Teams 342 Millionen mit 500 MHz getaktete PCs ein Jahr rund um die Uhr rechnen.

Zwar fiel das Echo der Xbox-Szene auf das Vorhaben durchaus positiv aus, Microsoft jedoch dürfte sich dieser Meinung nicht anschließen. Daran, dass die Redmonder wie gegen Modchips-Verkäufer auch gegen die Entwickler des Neo-Clients rechtliche Schritte einleiten werden, zweifelt sogar das Team nicht. Auf deren Webseite kündigt es an, sich mit den Microsoft-Anwälten nicht einlassen zu können und sofort das Projekt einzustellen, sofern man dazu aufgefordert werde. Ob der Hinweis auf einen Teil des US-Copyright-Gesetzes Digital Millennium Copyright Act (DMCA) Microsoft milde stimmt, wonach im Rahmen der "Sect. 1201 (f) Reverse Engineering" auch Verschlüsselungen geknackt werden dürfen, bleibt abzuwarten.

Mittlerweile haben die Teammitglieder die entsprechenden Clients aber bereits wieder von ihren Servern entfernt -- "aus rechtlichen Gründen", wie es lapidar heißt. Man werde sich auch nicht mehr an der "Xbox Challenge" beteiligen. Zu weiteren Kommentaren sieht sich das Neo Project anscheinend nicht in der Lage. (daa)