Ein Web nur für Frauen

Seit heute gibt es eine alternative Top Level Domain, die nur von Frauen genutzt werden darf.

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Von
  • Dorothee Wiegand

"Wir brauchen Frauen der ersten Stunde!", heißt es seit heute unter www.fraude.de. Die Betreiberinnen der überwiegend in Pink gehaltenen Website werben für Webadressen mit der programmatischen Endung .frau. Eine Registrierung ist nur für Frauen möglich und auch die zugehörigen E-Mail-Adressen dürfen ausschließlich an Frauen vergeben werden. "Fraude nimmt die erforderlichen Daten in die öffentliche Fraude-Datenbank auf und gibt sie im Rahmen des FraudeNic-Abfrageservice weiter", heißt es in den Nutzungsbestimmungen.

Die neue Top Level Domain ist eine weitere alternative TLD, die ohne Zustimmung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) eingerichtet und daher auch nicht bei den Root-Zone-Servern des DNS im Internet eingetragen wurde. Zusammen mit dem Business Oriented Root Network (BORooN) hatte der 3-Frauen-Betrieb exist@ bereits einige Alleingänge dieser Art gestartet.

Die Zielsetzung der feministischen TLD haben die Betreiberinnen von .fraude- beziehungsweise exist@ bereits klar formuliert: "Die Verwendung von .frau-Domains befreit Frauen von sexueller Belästigung sowie der Konfrontation mit Pornografie im Internet." Verglichen damit steckt die technische Umsetzung noch etwas in den Kinderschuhen. Nur wer entsprechende Änderungen an den Einstellungen seines Rechners vornimmt, erreicht diese Seiten überhaupt: Sie sind nur für Computer erreichbar, die die BORooN-Server als autoritative Adressen für Anfragen nach den alternativen Namen eingetragen haben. Susann Ricke von exist@ gibt zu, "das ist ein Problem, das wir noch haben." Das bereits seit längerem geplante Frauen-Portal gäbe es noch nicht und überhaupt sei das Ganze "noch nicht voll nutzbar", aber Ricke und ihre Mitstreiterinnen wollen dennoch "in den Köpfen etwas bewegen".

Neun Monate Vorbereitungszeit benötigten die Initiatorinnen, bevor sie heute mit ihrem Anliegen an die Öffentlichkeit gingen, meinten die Betreiberinnen. Von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung gab es in dieser Zeit Fördergelder. Diese Unterstützung ist nun ausgelaufen. Daher hofft Susann Ricke jetzt auf regen Zulauf von interessierten Frauen. Etwa 5000 Kundinnen müssten es sein, damit sich das Projekt für sie und ihre Mitstreiterinnen auch lohnt. (dwi)