Schachduell: Weltmeister gegen Maschine

Fünf Jahre nach dem Duell zwischen Kasparow und Deep Blue kommt es zu einem erneuten Zusammentreffen eines Weltmeisters mit einer Schachmaschine. heise online überträgt das Match live aus Bahrain.

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Von
  • Egbert Meyer

Im Mai 1997 gewann erstmals eine Maschine einen Wettkampf gegen den amtierenden Schachweltmeister. Für den bis dahin ungeschlagenen Garri Kasparow war die Niederlage im zweiten Aufeinandertreffen mit Deep Blue der erste Match-Verlust seiner Karriere. Der IBM-Rechner hat anschließend nie wieder gespielt und wurde zerlegt -- sehr zum Ärger von Kasparow, der eine Revanche wollte und sicher war, den Rückkampf zu gewinnen.

Rund fünf Jahre danach kommt es in Manama (Bahrain) zu einer Neuauflage des Duells eines amtierenden Weltmeisters gegen eine Schachmaschine. In einem acht Partien langen Match messen vom 4. bis 19. Oktober Kasparows Nachfolger auf dem Schachthron, Wladimir Kramnik, und die Multiprozessor-Version des Weltranglistenersten der Computerrangliste, Fritz 7, ihre Kräfte. Kramnik ist neben Deep Blue der einzige Spieler, der je ein Match gegen Kasparow gewonnen hat: Im Herbst 2000 nahm er Kasparow den Weltmeistertitel in einem auf 16 Partien angesetzten Titelkampf ab, ohne dabei eine einzige Partie zu verlieren.

Der Widersacher des Weltmeisters ist nach Ansicht vieler Experten nicht schwächer als damals Deep Blue. Allerdings handelte Kramnik günstigere Matchbedingungen als Kasparow aus, der wenig über seinen Gegner wusste -- IBM veröffentlichte damals keine Partien des Rechners. Vor dem Duell konnte Kramnik mit der neuesten Fritz-Version drei Monate ausgiebig üben. Außerdem stand ihm knapp zwei Wochen lang der Original-Rechner zur Verfügung. Mit der kommerziellen Version Deep Fritz 7 habe das Bahrain-Programm aber nur noch den Namen gemein, sagte der Weltmeister der Tageszeitung.

Die Eröffnungsbibliothek, die Fritz in Manama verwendet, kennt Kramnik zwar nicht, aber dafür dürfen die Fritz-Betreuer zwischen den Partien nur ganz geringe Eingriffe im Eröffnungsbuch vornehmen. In Bahrain läuft das Programm auf einem Rechner mit acht Xeon-Prozessoren, die mit 900 MHz getaktet sind. Mathias Feist, Co-Autor der komplett in Assembler geschriebenen Software, sieht Kramnik dennoch als Favoriten an und rechnet mit einer 5,5-2,5- oder 5-3-Niederlage. Die Spielweise Kramniks sei besonders unangenehm für Schachprogramme, sagte er im Gespräch mit heise online. "Deep Fritz ist stärker als Deep Blue - psychologisch spricht alles gegen mich", konterte Kramnik in einem Interview mit dem Spiegel. Understatement oder nicht, der Weltmeister gilt als klarer Favorit in diesem Wettkampf.

heise online überträgt den Prestigekampf zwischen Mensch und Maschine per Flash-Plugin live aus Bahrain. Das Match, für das ein Preisgeld von einer Million Dollar ausgeschrieben wurde, wird am Freitag, den 4. Oktober, um 14 Uhr eröffnet. Kommentatoren der Begegnung sind die russische Schachmeisterin Anna Dergatscheva, Ex-Kasparow-Herausforderer Nigel Short, die britischen Großmeister Julian Hodgson und Daniel King sowie Frederic Friedel von ChessBase. Für User-Kommentare haben wir ein gesondertes Forum eingerichtet.

An den Spieltagen informiert ein eingeblendetes Schachbrett auf der Homepage von heise online über die anstehende Partie. Spielbeginn ist jeweils 14 Uhr. Der Einstieg in laufende Partien ist, auch ohne einen Zug zu verpassen, jederzeit möglich. Zudem steht eine PGN-Datei des jeweils laufenden und aktuell beendeten Spiels zum Download bereit. Die Dateien früherer Partien sowie Links zu PGN-Playern finden sich im Download-Bereich. (em)