Nachwehen von Microsofts Messenger-Panne

Microsofts Messaging-Dienst hat durch eine rund einwöchige Panne viele Nutzer verprellt.

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Von
  • Holger Bleich

Die rund einwöchige Panne seines Instant-Messaging-Dienstes (IM) könnte Microsoft empfindlich treffen. Zwar läuft der Service seit gestern fast störungsfrei, doch die Redmonder haben durch eine verfehlte Informationspolitik eine Menge Vertrauen bei den Nutzern verspielt.

Schon am ersten Tag nach dem Ausfall verzeichneten die Instant-Messaging-Mittbewerber einen starken Anstieg ihrer Download-Zahlen. Gegenüber heise online bestätigte AOL-Sprecher Michael Röhrs-Sperber "einen vermehrten Nutzerzulauf" seit Beginn der MSN-Panne. "Wir sehen, dass die Internet-User merken, dass der AOL Instant Messenger (AIM) ein sehr stabiles und damit verlässliches Produkt ist", merkte er nicht ohne Schadenfreude an, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen.

Yahoo-Sprecherin Lisa Pollock wurde da konkreter. Im Vergleich zur Vorwoche sei die Zahl der Downloads des Yahoo-Messengers um 25 Prozent gestiegen. Der Effekt habe am Tag eingesetzt, als Microsofts Störung publik wurde.

Offensichtlich reagieren Messenger-Nutzer auf Störungen ihres Dienstes mit Flucht. Gegenüber ZDNet sagte Nicole Lewis, eine Analystin beim Marktforschungsunternehmen Jupiter Metrix: "Aus dieser Reaktion läßt sich der Schluss ziehen, dass die Loyalität der Instant-Messaging-Nutzer zu ihrem Dienst nicht gerade sehr ausgeprägt ist. Das gilt besonders für Yahoo und MSN, abgeschwächt aber auch für AOL."

Diese Aussage dürfte bei Microsoft die Alarmglocken schrillen lassen. Die Redmonder peilen insbesondere deshalb eine Marktführerschaft unter den IM-Services an, weil sie die Nutzer an MSN und andere .NET-Dienste binden wollen. Die Roadmap des HailStorm-Projekts sieht außerdem vor, Angebote wie Instant Messaging später eventuell kostenpflichtig zu machen.

Derweil üben Nutzer vor allem Kritik an der Informationspolitik des Software-Konzerns. Erst nachdem der Dienst bereits drei Tage ausgefallen war, bezog Microsofts Support erstmals Stellung zu den Problemen. Und als die Redmonder heute verkündeten, alles sei wieder im Lot, konnten sich eine Reihe von Nutzern nach wie vor nicht einloggen.

Microsoft behauptet nun, diese Probleme seien darauf zurückzuführen, dass sich allzu viele Kunden gleichzeitig wieder beim Dienst anmelden wollten. Die Authentifizierungs-Server seien überlastet. Entgegen früheren Versicherungen gaben die Techniker immerhin zu, nicht alle verloren gegangenen Kontaktlisten wieder herstellen zu können. Etwa 300.000 der insgesamt 10 Millionen MSN-Messenger-Nutzer müssen ihre Kontakte nun komplett neu aufbauen. (hob)