Spammer aus Überzeugung

Unter dem Namen "emailfuchs" versendet zurzeit die Firma "Online Marketing Albrecht" in Wellen unverlangt Werbe-E-Mails an deutsche Adressen -- und sieht sich dabei im Recht.

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Von
  • Holger Bleich

Unter dem Namen "emailfuchs" versendet zurzeit die Firma "Online Marketing Albrecht" in Wellen unverlangt Werbe-E-Mails an deutsche Adressen. Auf seiner Website nimmt Inhaber Bernd Albrecht kein Blatt vor den Mund: "Wir erreichen bereits über fünf Millionen E-Mail-Leser in ganz Deutschland", brüstet er sich. In den Newslettern wird für Webshops, beispielsweise einen Berufsbekleider und einen Uhrenhändler, geworben.

Eine der Firmen erklärte gegenüber heise online, mit Albrecht eine mündliche Vereinbarung über den Versand eines einzelnen Newsletters getroffen zu haben. Albrecht sagte weder, wieviele E-Mail-Adressen er im Verteiler habe, noch, ob der Erhalt der Mails von den Empfängern erwünscht ist ("Opt-in"). Für den Auftrag habe man vorab etwa 1.700 Euro überwiesen. Es sei nicht abgemacht gewesen, dass der Newsletter mehr als einmal verschickt würde.

Auf seiner Website behauptet Albrecht: "Mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt sowie mit EU-Mitteln haben wir unser E-Mail-Marketing-Konzept seit über zwei Jahre entwickeln und erfolgreich erproben können." Eine Anfrage beim Wirtschaftsministerium des Landes Sachsen-Anhalts ergab etwas anderes: "Wir haben weder diese Firma noch ihr Konzept gefördert", erklärte ein Sprecher. Albrecht sei lediglich im Rahmen einer Umschulung als angehender Existenzgründer mit Mitteln aus dem EU-Sozialfond finanziell gefördert worden. Man erwäge jetzt, rechtliche Schritte wegen seiner Behauptungen einzuleiten.

Am heutigen Mittag erhielten auch Mitarbeiter des Heise-Zeitschriften-Verlags, der auch heise online betreibt, unaufgefordert den so genannten Newsletter von Albrecht. Der Verlag hat Online-Marketing-Albrecht bereits strafbewehrt mit Fristsetzung dazu aufgefordert, den unerbetenen Versand derartiger E-Mails zu unterlassen. Im Gespräch mit heise online kündigte Bernd Albrecht an, eine Unterlassungserklärung keinesfalls unterschreiben zu wollen. Seiner Ansicht nach sei es legitim und rechtmäßig, unaufgefordert Werbe-E-Mails zuzuschicken. (hob)