Schwere Panne beim DSL-Anbieter isp-service

Kunden der DSL-Anbieter Microsoft MSN, eXpressNet, fireline und newDSL können ihre Zugänge seit sechs Tagen aufgrund einer technischen Panne kaum nutzen.

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Von
  • Holger Bleich

Alle derzeit insgesamt 12.000 Kunden der DSL-Zugangsanbieter Microsoft MSN, eXpressNet, fireline und newDSL nutzen den gleichen Dienst, nämlich die DSL-Plattform des Providers isp-service. Noch etwas anderes verbindet diese Kunden: Seit vergangenen Dienstag, den 20. Januar konnten sie ihren DSL-Zugang kaum nutzen. Mal brach die Bandbreite zusammen, mal wurden sie nach wenigen Minuten getrennt, mal erhielten sie gar keinen Zugang.

Dabei hatten sie zunächst Grund, sich auf jenen Dienstag zu freuen. "Aufgrund einer technischen Umstellung zur qualitativen Verbesserung unseres DSL-Produktes kann es in den nächsten Tagen zu kurzfristigen Störungen kommen", kündigte der Provider ihnen an. isp-service hatte bis dato sein gesamtes DSL-Angebot beim ISP Telefonica zugekauft und lediglich als Reseller fungiert. Telefonica sammelt bei diesem Service ("netconnect:ADSL+") den IP-Traffic der isp-service-Kunden an über 80 Übergabepunkten ein und leitet sie fortan durch den eigenen Backbone.

Am vergangenen Dienstag wollte isp-service damit starten, eine Teilstrecke des Datenwegs selbst zu übernehmen. Dazu schuf man zuvor in Frankurt/Main Übergabepunkte, an denen das Unternehmen den von Telefonica eingesammelten IP-Traffic übernehmen und zu eigenen Upstream-Carriern weiterleiten wollte. Nach Angaben von isp-service handelt es sich bei den Carriern unter anderem um Colt, MCI und Abovenet. Für die Endkunden sollte dies beispielsweise den Vorteil bringen, dass das von Telefonica eingesetzte Prioritäts-Modell zur Bandbreitendrosselung von intensiven Tauschbörsennutzern nicht mehr zur Anwendung kommt.

Im Gespräch mit heise online erklärte Eberhard Hofmann, Vorstand bei isp-service, dass mehrere Faktoren zu dem dann folgenden Ausfall des Services führten. Das zentrale technische Problem sei gewesen, dass die eingesetzten Router entgegen ihrer technischen Spezifikation mit der hohen Anzahl von Kunden-Sessions nicht klarkamen. Ein anderes Problem sei der vom RIPE zugewiesene neue IP-Adressbereich gewesen. Wie man erst nach einiger Zeit herausbekommen habe, wurde dieser Bereich erstmalig vergeben und war deshalb von vielen Providern noch komplett gesperrt -- Sie ließen nach diesen Angaben keine Zugriffe von entsprechenden IP-Adressen zu.

Inzwischen habe isp-service weitere Router zugekauft, um den Engpass, der zum Ausfall des gesamten Service führte, zu beheben. Auch die IP-Adressen seien nun nahezu überall freigeschaltet. "Seit etwa heute morgen um 4 Uhr läuft unser DSL-Service wieder nahezu störungsfrei", erklärte Hofmann. Allerdings seien bei der ganzen Aktion rund 2000 Kundenpasswörter für den DSL-Zugang verloren gegangen. Wenn einem Kunden derzeit der Zugang verweigert werden sollte, könne er bei der Hotline von isp-service sofort ein neues erhalten.

In verschiedenen Foren empören sich Kunden von isp-service derweil über die Informationspolitik des Providers. Lediglich am 22. Januar, also am vorigen Donnerstag, informierte beispielsweise die zu isp-service gehörende eXpressNet ihre Kunden lapidar auf der Website: "Durch Umstellung auf unseren eigen Backbone kommte es zur Zeit leider für einige Benutzer zu erheblichen Verbindungsproblemen", war dort wörtlich zu lesen. Mittlerweile räumte isp-service gegenüber heise online ein, dass der Begriff "eigener Backbone" für die erwähnten Infrastrukturänderungen "vielleicht etwas hochgegriffen" war.

Laut Hofmann erwägt der Provider momentan, den Kunden bezüglich des sechs Tage währenden Ausfalls Kulanz einzuräumen. Es gebe Überlegungen, die Kosten für diesen Zeitraum nicht in Rechnung zu stellen. Eventuell werde man den Kunden, die sich 12 Monate vertraglich gebunden haben, ein außerordentliches Kündigungsrecht zubilligen: "Ich verstehe ja schließlich, dass die Kunden zurzeit sauer auf uns sind."

Für Microsofts Online-Dienst MSN bedeutet die Panne wohl eine schwere Schlappe für seinen jüngst gestarteten DSL-Service. isp-service hatte für seinen namhaften Kunden mit easysurfnet gerade eigens ein Reseller-Unternehmen aus der Taufe gehoben. Die neu angeworbenen deutschen MSN-Kunden dürften nicht gerade glücklich über ihre ersten Wochen mit einem Microsoft-DSL-Zugang sein. MSN Deutschland war am heutigen Montag Nachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (hob)